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[[Bild: RZ_Kastinger3.jpg|thumb|right|300px| Die Schuhfabrik in der Steindorfer Straße um 1957.]] | [[Bild: RZ_Kastinger3.jpg|thumb|right|300px| Die [[Schuhfabrik Kastinger|Schuhfabrik]] in der Steindorfer Straße um 1957.]] | ||
Das Geschäft boomte. Die Produktionszahlen und die Zahl der Beschäftigten stieg. In den 1970er Jahren führte Kastinger mit rund 550 Mitarbeitern mehrere Betriebe und erzeugte rund eine halbe Million Schuhe jährlich. | Das Geschäft boomte. Die Produktionszahlen und die Zahl der Beschäftigten stieg. In den 1970er Jahren führte Kastinger mit rund 550 Mitarbeitern mehrere Betriebe und erzeugte rund eine halbe Million Schuhe jährlich. | ||
Im alten Haus in der Hauptstraße errichtete er ein Detailgeschäft. | Im alten Haus in der Hauptstraße errichtete er ein Detailgeschäft. |
Version vom 4. Mai 2013, 10:01 Uhr
Komm.Rat Max Kastinger (1913 bis 1985) war ein bedeutender Unternehmer in Seewalchen am Attersee.
Die Vorfahren
Schon sein Urgroßvater Stefan Kastinger aus Buchberg war Schuhmacher. Dessen Söhne und Enkelsöhne erlernten wieder diesen Beruf.
Max´s Vater Hermann Kastinger (1885 - 1936) war Schuhmacher in Attersee. Dort lernte Hermann auch seine spätere Frau Maria kennen. Sie stammte aus Weißenkirchen in der Wachau und kam nach der Schule in einen Haushalt zu einer Wiener Familie. 1905 fuhren diese „Herrschaften“, wie sie diese in ihren Erinnerungen bezeichnete, auf Sommerfrische nach Attersee und so lernten sich Maria und Hermann Kastinger kennen. Nach mehrjähriger Verlobungszeit wurde geheiratet. Die jungen Eheleute gingen nach Seewalchen und eröffneten 1909 einen Betrieb.
Das Geschäft ging gut und 5 Jahre später kaufte Hermann einen Grund, wo er das Stammhaus der Kastingers in der Hauptstraße 27 errichtete. Die Familie hatte vier Kinder, Max, Hans (er fiel 1944 im Krieg), Liesi (verh. Maurer, Gmunden) und Grete (verh. Andorfer). Traditionsgemäß lernten die Söhne wieder das Schuhmachergewerbe.
Max Kastinger
Max Kastinger wurde am 18. Jänner 1913 geboren. Eigentlich wollte er Lehrer werden, lernte aber dann, wie in dieser Familie üblich, bei seinem Vater das Schuhmacher-Handwerk. In den 1930er Jahren verbrachte er dann einige Jahre seiner Gesellenzeit bei der Schuhmanufaktur Josef Klemens Zack in der Wiener Kärtnerstraße neben dem berühmten Hotel Sacher. 1936 legte er die Meisterprüfung ab.
1938 hatte Max einen Motorradunfall, bei dem er ein Bein verlor. Ein schwerer Schlag für den begeisterten Schifahrer und Bergwanderer. Seine Mutter vermerkte bitter in ihren Erinnerungen: „Als die Deutschen kamen, war in Österreich Linksverkehr und so mancher Deutsche hat das vergessen. Da gab es so manches Unglück“.
Max brauchte nicht einzurücken, aber er verbrachte monatelang in Spitälern bis er wieder arbeiten konnte.
Seine Frau Martha Luise (geb. Heinrich) stammte aus Bopfingen (Ostalbkreis / Baden Württemberg). Sie kam im Gefolge des Direktors der neuen Zellwolle Lenzing Dr. Walter Schieber (auch er stammte ebenfalls aus Baden Württemberg) nach Seewalchen. Sie wohnte bei Rohleder in der Seyrlstraße in Seewalchen und ging zu Fuß zur Arbeit nach Lenzing. Eines Tages kam Max Kastinger mit seinem DKW – behinderungsbedingt hatte er schon früh einen Auto – und fragte, ob er sie mitnehmen dürfe. Mit dieser Begegnung begann der gemeinsame Lebensweg. Die Hochzeit fand im Jahr 1940 statt, die Familie hatte 3 Kinder: Christa (1941), Uli (1943) und Hermann (1946).
1940 war auch das Jahr, in dem Max Kastinger den elterlichen Betrieb übernahm. Bald zeigte sich, dass er einen ausgezeichneten Geschmack hatte. Seine Tatkraft und seine Aufgeschlossenheit für alle Neuerungen brachten neue Erfolge. Er begann neben den zwiegenähten Schuhen auch geklebte Modelle herzustellen. Der Betrieb wuchs, es war Krieg und Kastinger arbeitete auch für die Wehrmacht. Nun begann für Kastinger der Weg vom Schustermeister zum Industriellen. Er erzeugte preiswerte Straßen- und Winterschuhe in Massenproduktion. Das bedeutete Ankauf und Einsatz neuer Maschinen wie Schuhpressen, Stanzen und Vulkanisiermaschinen. Kastinger-Schuhe wurden in ganz Österreich verkauft, einige Modelle wurden echte Verkaufsschlager. Das Geheimnis seines Erfolges waren einerseits der Einsatz neuer Produktionsmethoden und andererseits seine Eigenschaft, sich „umzuhören“ und das zu erzeugen, was die Leute wollten. Die Aufträge wuchsen und damit auch die Zahl der Angestellten. Das Haus in der Hauptstraße wurde zu klein, es wurde zweimal vergrößert und erweitert.
Schuhfabrik Kastinger
Ab 1954 begann er mit dem Verkauf seiner Schischuhe in Amerika Fuß zu fassen und er hatte großen Erfolg. 1956 errichtete er ein neues Betriebsgebäude in der Steindorfer Straße. Die Schuhfabrik und der Name Kastinger waren nun ein Viertel Jahrhundert ein Begriff in der halben Welt.
Das Geschäft boomte. Die Produktionszahlen und die Zahl der Beschäftigten stieg. In den 1970er Jahren führte Kastinger mit rund 550 Mitarbeitern mehrere Betriebe und erzeugte rund eine halbe Million Schuhe jährlich. Im alten Haus in der Hauptstraße errichtete er ein Detailgeschäft. Im Juli 1974 wurde ihm der Titel „Kommerzialrat“ verliehen, 1978 erhielt er das Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich.
Ende der 1970er Jahre begannen schwere Zeiten. Das Amerikageschäft brach ein und die Finanzierung wurde immer schwieriger. 1980 trat er aus der Firma aus, seine Kinder Christa und Hermann übernahmen den Betrieb. 1981 musste die Schuhfabrik Kastinger Konkurs anmelden. Dieser Niedergang drückte schwer auf den so erfolgreichen Unternehmer. Am 29. Oktober 1985 verstarb Max Kastinger in Schörfling, seine Frau Martha verstarb 2010.
Der Segler Max Kastinger
Der begeisterte Sportler Max Kastinger musste sich aufgrund seiner Behinderung statt Schilauf und Bergsteigen eine andere Sportart suchen und fand sie. Im Jahr 1949 wurde die Starboot-Flotte des Union-Yacht-Club Attersee (UYCAs) gegründet. Einer der ersten Segler dieser Flotte war Max Kastinger mit einem Boot, welches er von Rudolf Nemetschke gekauft hatte. Die Segler nahmen an verschiedenen Regatten am Attersee, Wörthersee, Gardasee, Wolfgangsee, Starnberger See und in Triest teil. Bald stellten sich auch hier Erfolge ein. Bei den Wettfahrten 1954 am Wolfgangsee gewann er 6 der 7 Rennen und 1960 wurde er Staatsmeister in der Starbootklasse. Bis 1980 übte er den Segelsport aktiv aus. Alljährlich zu Pfingsten veranstaltet der UYCAs die Regatta um die „Max-Kastinger-Gedächtnis-Trophy“.
Quellen
- Christa Lux, Seewalchen
- Familienchronik der Familie Kastinger
- Chronik der Marktgemeinde Seewalchen