Franz Karl Ginzkey: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 23. September 2015, 15:16 Uhr
Prof. Dr. Franz Karl Ginzkey (* 8.11.1871 Pula, Istrien; † 11.4.1963 Wien) war Schriftsteller (53 Bücher) und Ehrenbürger der Gemeinde Seewalchen.
Leben
Nach der Volks- und Realschule im istrischen Pula besuchte er die Marineakademie um Offizier zu werden. Zu dieser Zeit begann er auch zu dichten. Die Infanterie-Kadettenschule schlosss er mit überdurchschnittlichem Erfolg ab. 1891 wurde Ginzkey nach Salzburg zum 59. Infanterie-Regiment „Erzherzog Rainer“ versetzt. Die Eindrücke von einer Garnison in Braunau verarbeitete er in seinem ersten Roman „Jakobus und die Frauen“.
Ab 1892 erschienen in Wiener und Berliner Zeitschriften unter verschiedenen Pseudonymen Gedichte. 1897 bewarb er sich um eine Stelle als Kartograph am militärgeographischen Institut in Wien, wo er 15 Jahre blieb.
Seine erste Lyriksammlung 1901 blieb ohne besonderen Erfolg, 1904 kam sein Kinderbuch „Hatschi Bratschis Luftballon“, es wurde sein berühmtestes Werk. Das mit fremdenfeindlichen Zügen ausgestattete Kinderbuch zeigt „den Türken” als Kinderräuber und „den Schwarzafrikaner” als Menschenfresser.
Er traf bekannte Persönlichkeiten, wie Rudolf Hans Bartsch und Stefan Zweig. Peter Rosegger verhalf ihm 1906 die zweite Lyriksammlung „Das heimliche Läuten“ zu verlegen. Durch R. H. Bartsch kam er erstmals nach Seewalchen.
Sein bekanntester historischer Roman ist „Der von der Vogelweide” aus dem Jahre 1912, in dem der „große Deutsche” als ein „Einsamer durchs deutsche Land schreitet”, „für das sein Kampfruf gellt im Streite wider welsche Tücke”.
1915 ging er auf eigenem Wunsch als Kriegsberichterstatter an die Tiroler Front.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde er dem Kriegsarchiv zugeteilt, wo er auch Rainer Maria Rilke traf. Literarisch gekennzeichnet war dieser Lebensabschnitt Ginzkeys durch patriotisch-chauvinistische Texte.
1921 erfolgte die Versetzung in den Ruhestand und er zog auf Einladung seines Freundes Stefan Zweig nach Salzburg.
Seine Sommer verbrachte er in Seewalchen oder in Bad Goisern. 1924 war er an der Gründung der Salzburger Festspiele beteiligt, derem Kuratorium er jahrzehntelang angehörte. Die folgenden zehn Jahre bedeuteten für ihn die wichtigste Schaffensperiode.
1928 versuchte er vergebens mit dem Kinderbuch „Florians wundersame Reise über die Tapete” an frühere Erfolge anzuschließen.
1933 verließ er den PEN-Club aus Sympathie für das Dritte Reich. Von 1934 bis 1938 war er trotz dieser Sympathie sowohl Mitglied des Staatsrats als auch des nationalsozialistischen „Bundes deutscher Schriftsteller in Österreich”. Die Kulturpolitik der ersten, austrofaschistischen Republik kam dem der altösterreichischen Tradition verpflichteten Katholiken zugute.
Ginzkey begrüßte den Anschluss an Hitler-Deutschland literarisch als Mitautor des Bekenntnisbuches österreichischer Dichter und in politischen Stellungnahmen.
1935 wurde er zum Vorsitzenden der Adalbert-Stifter-Gesellschaft gewählt, 1938 kehrte er nach Wien zurück.
1941 trat er der NSDAP bei, war aber nicht einer der prominenten Dichter der Ostmark.
In seinen 1944 erschienenen „Meistererzählungen” spielt die Erzählung „Die dreißig Tänzer” am Attersee.
Nach 1945 war Ginzkey wieder demonstrativ Österreicher. Seine deutschnationalen Buchtitel in den zwei Weltkriegen ersetzte er mit beinahe identen „harmlos-österreichischen” Titeln. Sein Nahverhältnis zum Nationalsozialismus tat seinem Ruf als „bedeutender österreichischer Dichter” im Nachkriegsösterreich keinen Abbruch.
Nach dem 2. Weltkrieg erfolgte die Neuauflage vieler älterer Ginzkey-Bücher, ein neuer literarischer Aufschwung folgte. In der Nachkriegszeit galt er als der Dichter Altösterreichs.
1963 starb er in Wien. Heute ist sein Werk so gut wie vergessen.
Ginzkey und Seewalchen
1944 verlegte Ginzkey seinen Hauptwohnsitz nach Seewalchen (Villa Gerhardus, heute Atterseestraße 96), wo er später Ehrenbürger wurde und auch seine Goldene Hochzeit feierte.
Hier entstanden unter anderem die „Fünf Lieder an den Attersee“.
In Seewalchen gibt es die Straßenbezeichnung:Dr.-Franz-Karl-Ginzkey-Weg.
Oberhalb des Litzlberger Kellers erinnert eine Granitstele an den Autor. Sie steht am Ende des verlängerten Dr.-Franz-Karl-Ginzkey-Weges.
Auch in Lenzing, Vöcklabruck und Wels sind Straßen nach ihm benannt.
In einem Zeitungsartikel in den 1940er Jahren hat der die Malerei des Seewalcheners Anton Schmoller gewürdigt.
Im Zuge der Idee, das Seewalchner Schulzentrum nach Ginzkey zu benennen, kam es zu einer regionalen öffentlichen Diskussion, die sich im Wesentlichen mit seiner NSDAP-Zugehörigkeit und einiger seiner Werke, die als Unterstützung für die Nazi-Ideologie aufgefasst wurden, beschäftigte.
Schließlich nahm der Gemeinderat von der Schulbenennung Abstand.
Anekdote
Franz Karl Ginzkey und die Zwetschkenknödel
Herr Franz Kroiß vom Litzlberger Keller schrieb über vierzig Jahre lang die Speisekarte für das Lokal. Ein deutscher Gast beschwerte sich eines Tages, dass man das Wort Zwetschke doch wohl mit einem „g” und nicht mit einem „k” schreiben würde. Herr Kroiss befragte sofort Herrn Ginzkey und hörte folgende Erklärung: „Ja, das kommt drauf an. Ist die Zwetschke weich, dann schreibt man sie mit einem „g”, ist sie aber hart, dann mit „k””.
Werke (auszugsweise)
- Lyrik: Ergebnisse (1901); Das heimliche Läuten (1905); Balladen und neue Lieder (1910); Es war einmal (Altwiener Balladen 1922); Lieder, Balladen Erzählungen (1925), Vom tieferen Leben (1938); Der Tanz auf einem Bein (1956); Laute und stille Gassen (1962)
- Erzählungen und Romane: Jakobus und die Frauen (1908); Der von der Vogelweide (1912) Der Gaukler von Bologna (1916); Der Wundervogel (1929); Prinz Tunora (1934); Der Heimatsucher (1947)
- Kinderbücher: Hatschi Bratschis Luftballon (1904); Florians wundersame Reise über die Tapete (1928); Taniwani (1947); Der Träumerhansl (1952)
- Novellen
Weiters stammt der Text der NÖ. Landeshymne von Ginzkey.
Ehrungen
- Ehrendoktor der Universität Wien, 1932
- Ehrenzeichen der Republik Österreich für Wissenschaft und Kunst
- zweimal erhielt er den Bauernfeldpreis
- Ehrenring der Stadt Wien und der Stadt Salzburg
- Wappenring der Stadt Salzburg, 1956
- Großer Staatspreis, 1957
- Kunstpreis 1958
Quellen, Literatur, und Weblink
- R. Hohlbaum: Franz Karl Ginzkey (1921)
- H. Mitteregger: Franz Karl Ginzkey (1952)
- K. Heydemann: Literatur und Markt Werdegang und Durchsetzung eines kleinmeisterlichen Autors in Österreich. Der Fall Franz Karl Ginzkey (1985)
- R. Hangler u. a.: Franz Karl Ginzkey und Seewalchen (1989)
- Marktgemeinde Seewalchen: Franz Karl Ginzkey, Festschrift zur Ausstellung 1988
- Ginzkey in der Wikipedia
- Helga Kern, Franz Roither: Kleindenkmäler in Seewalchen am Attersee, Eigenverlag 2006/2009