Fronleichnamsaltar von Meinrad Guggenbichler
Der Meinrad Guggenbichler zugeschriebene Fronleichnamsaltar aus St. Georgen im Attergau befindet sich in der Barocksammlung des Schlossmuseums Linz.
Fronleichnamsfest
Fronleichnam ist jenes Fest, bei dem sich die katholischen Kirchengemeinden einmal im Jahr auch nach außen hin präsent zeigen. Das Wort stammt aus dem Mittelhochdeutschen, wo vrôn alles bedeutete, was den Herrn betrifft. Lîcham steht für Leib, hier den in der konsekrierten Hostie verehrten Corpus Christi. Das Fest beginnt mit einer Messe, gefolgt von einem feierlichen Umzug, der Gottestracht (von mittelhochdeutsch trahte, tragen), bei dem der Priester die Monstranz unter Gebet und Gesang der Gläubigen durch den Ort trägt. Das Allerheiligste wird dabei von einem Baldachin, dem Himmel, beschirmt und von Fahnen und Stangen mit Figuren begleitet. Auf dem Traun- und Hallstätter See erfolgt die Prozession sogar auf Booten. Der Zug macht an bis zu vier Außenaltären Halt, bei denen aus dem Evangelium gelesen und der sakramentale Segen erteilt wird.
Eine detaillierte ältere Beschreibung des Fronleichnamsfestes finden Sie hier:
Fronleichnamsaltar von Meinrad Guggenbichler
Zu den schönsten erhaltenen Beispielen eines Fronleichnamsaltars gehört der Meinrad Guggenbichler zugeschriebene Holz/Wachsaltar, der 1930 vom Bauern Löckher aus St. Georgen im Attergau an das Schlossmuseum Linz verkauft wurde. Ursprünglich stammt der Altar aus Abtsdorf und wurde wohl zusammen mit der dortigen Kircheneinrichtung von Meinrad Guggenbichler geliefert.
Beschreibung
Der Altar zeigt im Mittelteil den Gekreuzigten inmitten von Weinranken, deren Trauben an den Wein erinnern, der bei der Messe in das Blut Christi gewandelt wird. Jesus blickt auf seinen Lieblingsjünger Johannes, der die am Boden sitzende Maria stützt, während Maria Magdalena ihre Hand hält. Der Schrein wird wiederum von Weinstöcken umrankt, in die Spanschachteln mit Szenen aus der Passion eingefügt sind. Aus der obersten blickt Gottvater auf seinen leidenden Sohn herab. Der Sockel zeigt in der Mitte Christus im Grab und im Hintergrund die Seelen im Fegefeuer, flankiert von Maria Magdalena und Petrus als Büßer.
Während der Gekreuzigte hohl gegossen ist, bestehen bei den Begleitfiguren nur Köpfe, Hände und Füße aus Wachs. Für die Kleider wurde wachsgetränkter, feiner Stoff über ein Gerüst aus Werg und Draht drapiert. Der Altar hatte durch oftmaliges Auf- und Abbauen sowie Sonnenbestrahlung bereits ein stark beeinträchtigtes Aussehen, als er 1962/63 umfassend restauriert wurde.
Der Altar gilt als Werk Meinrad Guggenbichlers, der ab 1678 im Dienst des Klosters Mondsee stand und zwischen 1698 und 1701 die gesamte Ausstattung der Pfarrkirche von Abtsdorf schuf. Auftraggeber war das Stift, dessen Äbte die Sommer im dortigen Pfarrhof verbrachten. Beim Wachsaltar arbeitete Guggenbichler gewiss mit einem erfahrenen Bossierer (einem Spezialisten für Wachsarbeiten) zusammen. In diesem Zeitraum (um 1700) dürfte auch der Altar entstanden sein.
Der Altar hat eine Höhe von 238 cm und eine Breite von 140 cm und ist jetzt Teil der Barocksammlung des Schlossmuseums Linz. Im Jahr 2016 ist er Teil der Jubiläumsausstellung 50 Jahre - 50 Werke - 50 Geschichten.
Quelle
- Dr. Lothar Schultes, OÖ Landesmuseum