Dorfkapelle Steindorf
Die Dorfkapelle Steindorf befindet sich an der früheren Dorfstraße – „de oid Stråss” – links hinter dem Feuerwehrdepot. Die heutige Dorfstraße wurde 1926 nach dem großen Brand im Ort gebaut.
Beschreibung
Die Dorfkapelle wurde 1890 auf dem Grund der Familie Schmied errichtet, ist gemauert und besitzt ein Gewölbe im gotischen Stil. Sie wurde bis 1949 auch von der Familie Schmied gepflegt, bevor es zu einer etwas unorthodoxen Übergabe der Pflichten an die Familie Aberlbauer kam.
S’Zeig is plötzli då g’legn in da Hiddn!
Über 40 lange Jahre kümmerte sich nun diese Familie um die Dorfkapelle, in der regelmäßig Maiandachten, Messen und auch Totenwachen – s Wåchtn – stattfanden. Aufbahrungen wurden in der Kapelle jedoch keine durchgeführt. Im Zeitraum von 1960 bis 1970 wurden im Sommer außerdem Messen von einem im Dorf urlaubenden Pfarrer aus Wien gelesen. Früher gab es drei Mal pro Woche eine Andacht, von Ostern bis „Bachtlmei” (24. August) wurde außerdem jeden Samstag der Rosenkranz gebetet. Heute dient die Dorfkapelle Taufen, und es werden Maiandachten in ihr abgehalten. Täglich um 19 Uhr wird von Ostern bis November zum Gebet geläutet. In der Karwoche, in der sich bekanntlich die Glocken in Rom befinden, übernehmen die „Ratscherbuam” des Dorfes die Arbeit der urlaubenden Glocken. In der Zeit nach dem Krieg hatte die Kapelle einen blauen Himmel, der mit goldenen Sternen verziert war, und das Heiligtum war voll mit Bildern, die dankbare Dorfbewohner im Flehen um Schutz gegen Feuer, Unfälle und Stürme gespendet und hier aufgestellt haben. Es befand sich außerdem ein Kreuzweg in der Kapelle. Der umtriebige Pfarrer aus Wien sorgte allerdings für frischen Wind in den alten Mauern. Er räumte das Gotteshaus kurzerhand aus, verbrannte den Kreuzweg – „in eine Kapelle gehört kein Kreuzweg” – und die schlechten Bilder und retournierte nur mehr die wertvolleren Werke. Frau Aberlbauer zur überdekorierten Kapelle: Andacht hatte man da keine mehr, weil man so viele Bilder anschauen konnte.
In den Jahren 1990 und 1991 wurde sie letztmalig restauriert. Der weiße Innenraum enthält zwei Bankreihen à sieben Bänke. Vorne steht ein kleiner neugotischer Altar mit drei Gipsfiguren, die Maria, Jesus und Maria mit dem Leichnam von Jesus darstellen. Zwei Fenster, deren oberer Teil färbig ist, erhellen die Kapelle. Links vor dem Rundbogeneingang mit dem Schlussstein mit der Zahl 1890 steht ein Granittrog mit Blumen, der Turm hat eine Glocke und ist mit Schindeln und Kupfer gedeckt. Am 26. Mai 1991 wurde mit einem Gottesdienst und der Turmkreuzsteckung die Kapelle wieder ihrer Bestimmung übergeben. Den Schlüssel zur Kapelle bewahrt seit der Renovierung die Familie Schachl auf, die Kapelle selbst wird jedes Jahr von einer anderen Familie des Dorfes geschmückt. Besucher können sich den Schlüssel bei den Schachls ausleihen, denn „zon Schdön is eh weng drin!”
Die Informationstafel in der Kapelle
Die vermutlich der schmerzhaften Muttergottes geweihte Steindorfer Kapelle wurde höchstwahrscheinlich 1890 errichtet. Schriftliche Aufzeichnungen gibt es leider nicht. Es fehlt sowohl in der Pfarr- als auch in der Gemeindechronik jeder Hinweis auf eine Kapelle in Steindorf. Anhaltspunkte für die Errichtung einer Kapelle auf dem Schmied-grund geben lediglich Berichte von älteren Steindorfern sowie jene Angaben, die Handwerker bei ihrer Arbeit hinterlassen haben. So ist am Altar der Hinweis „Tischlerei Ziegl, Gampern” und im Gestühl die Eintragung „17. Dez. 1891 – Tischlergeselle Josef Mittermayr” zu finden. Die Glocke – nach Erzählungen von Steindorfer Dienstboten gespendet – enthält die Jahreszahl 1919. Weitere Angaben fanden sich auf Holzbrettern auf dem Dachboden: „Kapelle gedeckt am 8. Okt. 1949. Kapellendach erneuert am 30. 10. 1971.” Den Mesnerdienst versehen seit Jahrzehnten die Aberlbauernleute und das tägliche Gebetläuten besorgen Steindorfer Buben. Da der bauliche Zustand infolge Witterungseinflüssen und Feuchtig-keitsschäden schon ziemlich schlecht war, entschlossen sich 1990 einige Steindorfer, anlässlich des 100jährigen Bestehens eine gründliche Innen- und Außenrenovierung in Angriff zu nehmen. Dank der Bereitschaft vieler Steindorfer, dieses Vorhaben zu unterstützen, konnten die Arbeiten im Mai 1991 erfolgreich abgeschlossen werden. Es wurden rund 700 Robotstunden geleistet und durch eine Haussammlung 127.000 Schilling (rund 9.200 Euro) aufgebracht [...]
Lageplan
Quelle
- Helga Kern, Franz Roither: Kleindenkmäler in Seewalchen am Attersee, Eigenverlag 2006/2009