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FF Seewalchen

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Die FF Seewalchen ist eine Schwerpunktfeuerwehr im Feuerwehrabschnitt Attersee.

Geschichte

Seit der Gründung der Ortsgemeinde Seewalchen in den Jahren 1849/50 war das Feuerwehrwesen im Wirkungsbereich der Gemeinde. Die Gemeinde hatte eine fahrbare Handspritze gekauft und diese dann der neuen FF Seewalchen überlassen.

Die Freiwillige Feuerwehr Seewalchen wurde am 2. November 1877 gegründet und mit der Zahl 1849 ins Feuerwehrbuch des Landes Oberösterreich eingetragen. Erster Kommandant („Feuerwehr-Hauptmann“) war der Braumeister Josef Hofmann aus Litzlberg. Ein weiteres Gründungsmitglied war Franz Köstler aus Moos. Jahrzehntelang waren die Bekämpfung von Bränden und die Beseitigung von Unwetterschäden (Stürme, Hagelschlag, Überschwemmungen) im Mittelpunkt des Einsatzgeschehens. Technische Einsätze kamen erst mit der zunehmenden Motorisierung dazu. Viele Brände entstanden durch Blitzschlag und Selbstentzündung auf Heuböden.

Die Einsätze

1860 schlug ein Blitz in den Amthof ein, der durch den Brand weitgehend zerstört wurde.

1889 brannte das Brauhaus in Litzlberg ab. Der Sohn der Herrschaft Kammer, Husarenleutnant Baron Horwath, stürzte bei dem scharfen Ritt zur Brandstatt und zog sich eine Verletzung zu, der er aber keine Beachtung schenkte. Er half eifrig bei den Bergungsarbeiten mit. Wenige Tage später erlag er einer Blutvergiftung.

1897 kam es nach langanhaltenden Regenfällen zu Überschwemmungen. Der Attersee trat beim Seewirt bis auf Straßenhöhe aus den Ufern. Auch im Jahr 1899 konnte man nach Überschwemmungen auf der Promenade mit Booten fahren. Die Holzjochbrücke über die Ager wurde weggerissen und eine Überfuhr mit einem “Trauner” eingerichtet.

Am 23. August 1911 fegte ein verheerender Orkan („Bartholomäus-Sturm“) über das Land, bei dem Dächer abgetragen und ganze Waldstriche niedergelegt wurden. In Seewalchen gab es Schäden auf einer Waldfläche von fast 40 ha, auf der fast 17.000 Festmeter Schadholz angefallen war.

Am 27. August 1919 brannte das Haus des Gründungsmitglieds und Ehrenobmanns der FF Seewalchen, Franz Köstler, in Moos 10 (heute: Familie Hornsby-Tichy), aus ungeklärter Ursache bis auf das Mauerwerk nieder.

1924 machte der Bezirkswart für das Feuerwehrwesen, der Zahnarzt Dr. Rudolf Schuh aus Seewalchen, in einem Schreiben an die Gemeinde auf die unzulängliche Alarmierung und Ausrüstung der FF Seewalchen aufmerksam. Er schlug den Ankauf einer Sirene und Motorspritze vor. Weiters hatte Dr. Schuh den Bürgermeister über das Ergebnis einer Großübung in Steindorf mit den Nachbarwehren berichtet und dabei auf verschiedene Mängel hinsichtlich Löschwasserversorgung hingewiesen. Schuh zeigte auf: „Die Feuerwehren brauchten bis zum Einsatz am Brandplatz in Steindorf 48 Minuten. Und zwar - 7 Minuten bis zur Brandmeldung, 15 Minuten bis eingespannt und weggefahren wurde, 20 Minuten Fahrtdauer und 6 Minuten bis die eingetroffene Wehr spritzbereit war“. Vom Gemeinderat wurden hierauf für den Ankauf einer Motorspritze 35 Millionen Kronen bewilligt. Die Gesamtkosten betrugen 100 Millionen Kronen (das wären lt. historischem Währungsrechner heute rd. 50.000.- Euro). Schuhs Befürchtungen bezüglich Steindorf wurden zwei Jahre später Wirklichkeit.

Beim großen Brand von Steindorf am 8. April 1926 wurden 21 Häuser ein Raub der Flammen.

1946 wurde die erste Feuerbeschau unter Mitwirkung des Feuerwehrkommandanten durchgeführt. Es wurden sehr viele Mängel bei den Kaminen und den elektrischen Anlagen festgestellt.

Im Winter 1956 gab es neuerlich einen Brand im ehemaligen Brauhaus in Litzlberg, der nun „Seehof“ genannt wurde. Bei Minus 28 Grad(!!) war die Brandbekämpfung eine Herausforderung, die nur durch den Einsatz einer Vorbaupumpe bewältigt werden konnte. Sobald die Pumpe zum Stillstand gekommen war, gefror das Wasser in den Schläuchen und Armaturen.

1960 entstand in der Sakristei der Pfarrkirche ein Brand, der die gesamte Einrichtung vernichtete. Am 26. März 1961 wurde der Pfarrhof Seewalchen durch Brandlegung ein Raub der Flammen. Der Dachstuhl des Pfarrhofes und der angrenzende Stadel wurden vernichtet. Der Brandleger aus Schwanenstadt konnte verhaftet werden.

Am 26. Juni 1973 entstand in der Schuhfabrik Kastinger bei Schweißarbeiten ein Großbrand.

Nur wenige Tage später, brach am 2. Juli 1973 in der Reithalle Fürthauer in Haining durch Selbstentzündung von Heu ein Brand aus. Das Löschwasser musste vom See zur Brandstelle in Haining gepumpt werden.

Der wohl schwerste technische Einsatz in der Geschichte der FF Seewalchen musste am 30.September 2002 abgearbeitet werden – die Massenkarambolage auf der Westautobahn zwischen Seewalchen und Schörfling, die größte, die jemals auf Österreichs Straßen stattgefunden hat. Im dichten Nebel waren um 7 Uhr früh 70 Fahrzeuge in beiden Fahrtrichtungen in Auffahrunfälle verwickelt. Es gab 8 Tote und über 50 Verletzte, davon 20 schwer Verletzte.

Anfang Jänner 2006 gab es Schnee in Hülle und Fülle. Die FF Seewalchen musste 33 Hausdächer von ihrer Schneelast befreien.

Mitte Jänner 2007 raste der Sturm Kyrill mit 120 km/h über Seewalchen hinweg und richtete gewaltige Schäden an.

2014 brannten die Reste des ehemaligen Sägewerks Raudaschlmühle an der Ager ab.

2023 gab es den tragischen endenden Brand eines Wohnhauses in Rosenau, bei dem zwei Personen den Tod fanden.

Die Feuerwehrhäuser

Die Feuerwehrgebäude hatten im Lauf der Jahre unterschiedliche Bezeichnungen. Sie reichten von „Spritzenhaus“ über „Feuerwehrdepot“ bis zu „Feuerwehrzeughaus“. Heute heißen sie allgemein „Feuerwehrhaus“. Das ursprüngliche „Feuerwehrdepot“ befand sich zwischen den Häusern Seewalchen 29 und Seewalchen 30 (Stallinger und Roither).

Als Gastwirt Anton Stallinger dort einen kleinen Veranstaltungssaal („Salettl“) mit Theaterbühne bauen wollte, musste er im Gegenzug ein neues Feuerwehrdepot mit hölzernem Schlauchturm gegenüber dem Haus Seewalchen 24 (Kletzl) errichten. 1927 wurde ein neues Zeughaus auf der sogenannten „Stiegler-Wiese“ der Gemeinde an der heutigen Kreuzung Steindorferstraße – Neißingerstraße gebaut und 1949 erweitert.

Nachdem 1978 ein neues Feuerwehrhaus und der darüberliegende Kultursaal gebaut wurde, wurde das alte Feuerwehrhaus geschleift.

45 Jahre später wurde im Herbst 2023 das heutige, neu erbaute Feuerwehrhaus, in Betrieb genommen und 2024 eingeweiht.

Die Fahrzeuge

1932 wurde ein ehemaliges Taxi angekauft und zu einem Feuerwehrfahrzeug umfunktioniert. 1936 standen der FF Seewalchen zwei Motorspritzen, zwei Handkraftspritzen und ein Automobil zum Transport der kleinen Spritze zur Verfügung. Die FF Seewalchen musste auch die Feuerwache bei Veranstaltungen übernehmen.

1943 wurde von der Firma Rosenbauer in Linz das erste richtige Löschfahrzeug für Seewalchen angeschafft: Ein Mercedes Typ L 1500 F. Am 15. Oktober 1946 wurde die Sirene am Dach der Zeugstätte installiert. Die zweite Sirene am Dach der Volksschule wurde im Jahr 1993 montiert. 1963 wurde die Schlagkraft der Feuerwehr durch den Ankauf eines Tanklöschfahrzeuges enorm erhöht. 1972 wurde die FF Seewalchen vom OÖ Landes-Feuerwehrkommando zum Öl-Alarm-Stützpunkt für den Bezirk Vöcklabruck nominiert. Die FFS erhielt ein Öl-Alarm-Fahrzeug und verschiedene Gerätschaften für den Katastrophen-Hilfsdienst (KHD), darunter auch ein KHD Arbeitsboot im Jahr 1979. 1973 wurde ein Löschfahrzeug Opel Blitz für die FF Seewalchen angekauft.

1975 wurden im Gemeindegebiet 47 Hydranten aufgestellt und so die Löschwasserversorgung wesentlich verbessert. 1982 wurde der neue Steyr-Tankwagen von der Firma Rosenbauer geliefert. 2005 wurde ein neues Kleinrüstfahrzeug KRF-S für technische Einsätze angeschafft und 2009 erhielt die FFS ein neues Rüstlöschfahrzeug RLFA der Marke MAN. Im Frühjahr 2013 kaufte die FFS von der FF Vöcklabruck ein gebrauchtes LAST Fahrzeug, der Type Mercedes Atego Baujahr 2000 mit Ladekran und Seilwinde.

Die Kommandanten

Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Seewalchen ist eng mit jenen Persönlichkeiten verbunden, die der Wehr als Kommandanten (bzw. als Mitglieder des Kommandos) dienten. In der jüngeren Zeit waren das insbesondere die Mitglieder der Familie Sumereder. Zwei von ihnen sind nicht mehr am Leben. Am 15. Juni 1982 verstarb plötzlich Feuerwehr Zeugwart Richard Sumereder im 38. Lebensjahr. Im Jahr darauf starb sein Vater, Ehrenkommandant und Ehrenbürger Franz Sumereder im 81. Lebensjahr. Am 28. Dezember 2010 starb überraschend der FFS-Kommandant Anton Kühn im 60. Lebensjahr.

Die Liste der Kommandanten:
Josef Hofmann 1877-1889
Josef Gugg 1889-1895
Franz Köstler 1895-1908
Mathias Lenzenweger 1908-1920
Michael Kratzer 1920-1933
Ignaz Rosenauer 1933-1936
Josef Gebetsroither 1936-1942
Franz Lachinger 1942-1948
Franz Sumereder 1948-1968
Wilhelm Sumereder 1968-2003
Anton Kühn 2003-2011
Roman Sumereder 2011-2023
Christian Mayerhofer 2023-heute

Erfolge, Feste und Feiern

1950 fand der erste Landesfeuerwehrbewerb in Mattighofen statt. Die Bewerbsgruppe der FF Seewalchen wurde erstmals Landessieger. Bis zum Jahr 1984 sollten vier weitere Landessiege gelingen. 1983 holte die Bewerbsgruppe beim Bundesleistungsbewerb den fünften Rang und erreichte die höchste Punktezahl aller oberösterreichischen Gruppen.

1985 führte die FF Seewalchen zum ersten Mal ein Buntes Faschingstreiben durch, eine Veranstaltung, die heute mit mehr als 2.000 Besuchern das größte Event im Seewalchner Veranstaltungskalender ist. Zum 140-Jahr-Jubiläumsfest der FF Seewalchen Ende Mai 2017 fand der Abschnittsbewerb Attersee in Seewalchen statt.

Quellen

  • Gemeindechronik Seewalchen
  • Archiv der FF Seewalchen