Villa Oleander

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<-- Klimt am Attersee

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In der Villa Oleander in Kammerl (seit 1975 der Ortschaft Kammer angegliedert), Gemeinde Schörfling, verbrachte Gustav Klimt einige Sommer.

Der Beginn des Fremdenverkehrs in Kammer

Um ihre schlechte wirtschaftliche Lage zu verbessern, setzte Gräfin Ida Horváth-Khevenhüller eine Reihe von Initiativen zur Ankurbelung des Fremdenverkehrs. Sie trat für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs ein, gründete die Attersee-Schifffahrt und förderte den Ausbau der Bahnlinien. Das Schloss Kammer ließ sie 1872 renovieren und Räume für begüterte Gäste herrichten. In einem Reiseführer heißt es: „Das Schloss ist in ein Hotel allervornehmsten Ranges umgebaut worden und vermag nun mit seinen gastlichen Wohnräumen allsommerlich 300 ständige Gäste und Touristen zu beherbergen.“

Villen in Kammerl

Um weiteren Gästen Unterkunft zu bieten, ließ die Gräfin das Hotel Kammer und vier Sommervillen („billige Sommerfrischenhäuser“) bauen. Sie standen in Kammerl, das ist das Gebiet südlich vom Ort Kammer am Attersee.
Auch diese waren für begüterte Gäste aus den Städten und dem Ausland gedacht. Aber auch diese Initiativen konnten den finanziellen Ruin der Gräfin Ida nicht aufhalten.
Die vier Häuser entstanden nach 1870 - die Villa Oleander um 1879 – gingen aber schon 1890 an den Rechtsanwalt Dr. Scherrer. Er vertrat die Familie Horváth und bekam die Villen als Honorar. Anfangs hat Scherer die Häuser vermietet, später verkauft. Die Gebäude sind:

  • die Seevilla (heute Dr.-Hauttmann-Straße). In der ersten Hälfte des 20. Jh. hatte hier Dr. Hauttmann seine Praxis,
  • die Nussenvilla – sie wurde abgerissen und der Grund ins Schönauer-Bad integriert,
  • die Waldvilla am Fuß des Häfelberges und die
  • Villa Oleander, Kammerl 8 (heute Seestraße).
    Durch ihren berühmtesten Mieter Gustav Klimt wurde diese Villa bekannt. In den Sommern 1908 bis 1912 wohnten hier Klimt und sein Lebensmensch Emilie Flöge.

Klimt in Kammerl

Nachdem Gustav Klimt und die Familie Flöge acht Jahre lang im Brauhof in Litzlberg ihre Sommer verbrachten, wählten sie 1908 ihren Sommeraufenthalt erstmals in Kammerl. Es war ein idealer Platz für Landausflüge und gleich über den See in Seewalchen stand die Villa Paulick.
Emilie Flöge dürfte am 4. Juli 1908 erstmals in der Villa Oleander angekommen sein, Klimt hatte noch in Wien und München zu tun und kam etwa eine Woche später nach „dort“, wie Klimt gelegentlich seine Atterseeaufenthalte bezeichnete. Es existiert noch ein Fotoalbum mit Bildern vom ersten Sommeraufenthalt in dieser Villa.
Das Bild Kammer I (1908) wurde vom Garten der Villa gemalt. Mit seinem Fernrohr blickte Klimt an das Nordufer und schuf von diesem Garten aus das Bild. Seine damalige Blickachse zum Schloss lässt sich auch heute am Steg des Schörflinger Strandbads noch gut nachvollziehen. Dieses Gemälde mit der eigentümlichen Behandlung der Flächen und den Spiegelungen, die Klimt wohl stark fasziniert haben, befindet sich heute im Nationalmuseum in Prag.
In dieser Zeit der „Kammerl-Periode“ entstanden mindestens 11 Gemälde, darunter auch alle anderen Ansichten vom Schloss Kammer.
Auch die Entwürfe für den weltberühmten Stoclet-Fries hat Klimt in der Villa Oleander entwickelt. Schon im ersten Jahr in Kammerl arbeitete er an diesem Projekt und es sollte sich über Jahre hinziehen.
Die Arbeit hat ihn offensichtlich belastet. Er schrieb im Jahr 1910 nach Kammer:
...nach der blöden Arbeit für Brüssel müsste ich den ganzen Sommer (in Wien) dableiben... " und „...Ich fahre einfach Freitag ab - such´ am Lande und weiter diesen Brüss.(eler) "Dreck" zu erledigen..."
In Kammer waren es wohl die eigenartig geschnittenen Linden im Garten der Villa, die ihm Inspiration für seinen ornamentalen Lebensbaum gaben.
Der Entwurf war sogar an einer Wand der Villa Oleander aufgespannt worden und Emilie Flöge hatte zeitweise an dieser Arbeit mitgeholfen.
Im Gustav Klimt Zentrum in Kammer ist eine Kopie des Stoclet-Entwurfes ausgestellt.

Die letzte Karte aus der Oleandervilla nach Wien schrieb Gustav Klimt im September 1912:
Denke an die Heimreise… Wetter anhaltend schlecht. Herzlichste Grüße Gustav.“

Den Sommer 1913 verbrachte Klimt in Gastein und vor allem am Gardasee. Lediglich im September war er für ein paar Tage in Seewalchen. Von 1914 bis 1916 wohnte Klimt im Forsthaus in Weißenbach.

Verkauf der Villa

1913 wurde die Villa zu „Testzwecken“ von der Familie Meiss-Teuffen bezogen und dann gekauft. Karoline von Meiss-Teuffen war 1922 eines der ersten weiblichen Mitglieder des UYC Attersee, Hofrat Oskar von Meiss-Teuffen war vor 1939 und von 1945-47 Präsident dieses Clubs.
Die Villa ist noch heute im Familienbesitz.

Quellen und Weblinks

  • Stelen am Gustav Klimt Themenweg
  • Weidinger-Hemetsberger: Gustav Klimt – Sommerfrische am Attersee II (Kammerl Periode)
  • Hans Dickinger: Geschichte von Schörfling, Marktgemeinde Schörfling am Attersee, 1988
  • Stephan Koja: Aussstellungskatalog: Gustav Klimt, Landschaften, Wien 2003, Verlag Prestel (ISBN 3-7913-2715-1)
  • Natter-Smola-Weinhäupl: Ausstellungskatalog: Klimt persönlich, Wien 2012, Verlag Brandstätter (ISBN 978-3-85033-657-4)
  • Katalog: Inselräume, A. Weidinger u.a. 1988
  • Stoclet-Fries in der Wikipedia