Pfarrhof Seewalchen: Unterschied zwischen den Versionen

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Hauptstraße 6, früher Seewalchen 31
Hauptstraße 6, früher Seewalchen 31
[[Bild:SWN_AS_45_AS.jpg|thumb|right|350px|Pfarrhof Seewalchen von [[Anton Schmoller]] 1945.<br/> Das Heiligenbild des hl. Christophorus über der Haustür wurde im Zuge der Renovierung in den 1980er Jahren entfernt.]]
[[Bild:SWN_AS_45_AS.jpg|thumb|right|Pfarrhof Seewalchen von [[Anton Schmoller]] 1945.<br/> Das Heiligenbild des hl. Christophorus über der Haustür wurde im Zuge der Renovierung in den 1980er Jahren entfernt.]]
[[Bild:SWN H Hauptstr 6 Pfarrhof 1870 GChr.jpg|thumb|right|Der Pfarrhof um 1870. <br/>Der Wiener Architekt  Josef Wieser, der die [[Villa Chertek]] plante, wohnte im Pfarrhof. Er fotografierte verschiedene Motive in Seewalchen und in [[Siebenmühlen]].]]


==Seewalchen und Michaelbeuern==
==Seewalchen und Michaelbeuern==
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In der Reformationszeit, als der Großteil der Bevölkerung evangelisch war, ließ der katholische Pfarrer und ehemalige Abt [[Wolfgang Burger]] 1610 einen neuen Pfarrhof erbauen.<br/>
In der Reformationszeit, als der Großteil der Bevölkerung evangelisch war, ließ der katholische Pfarrer und ehemalige Abt [[Wolfgang Burger]] 1610 einen neuen Pfarrhof erbauen.<br/>
Er ließ zu Beginn des 17. Jh  den alten, baufälligen Pfarrhof abbrechen und ihn neu aufbauen. Die Kosten lagen bei 1109 [[Gulden]].  
Er ließ zu Beginn des 17. Jh  den alten, baufälligen Pfarrhof abbrechen und ihn neu aufbauen. Die Kosten lagen bei 1109 [[Gulden]].  
[[Bild:SWN H Hauptstr 6 Pfarrhof 1870 GChr.jpg|thumb|right|350px|Der Pfarrhof um 1870. <br/>Der Wiener Architekt  Josef Wieser, der die [[Villa Chertek]] plante, wohnte im Pfarrhof. Er fotografierte verschiedene Motive in Seewalchen und in [[Siebenmühlen]]]].
 
1734 hatte der Pfarrhof 13 Joch Grund. Verschiedene Untertanen gehörten zur Grundherrschaft der Pfarre.<br/>
1734 hatte der Pfarrhof 13 Joch Grund. Verschiedene Untertanen gehörten zur Grundherrschaft der Pfarre.
Im Jahr 1801 bewahrte der des Französischen mächtige [[Pfarrer von Seewalchen|Pfarrer]] Nikolaus Achaz den Pfarrhof vor der Plünderung durch französische Soldaten. <br/>
 
Im Jahr 1801 bewahrte der des Französischen mächtige [[Pfarrer von Seewalchen|Pfarrer]] Nikolaus Achaz den Pfarrhof vor der Plünderung durch französische Soldaten.  
 
Im Jahr 1804 initiierte der Pfarrer P. Werigand Rettensteiner eine Pockenimpfung im Pfarrhof. Leider nahmen nicht alle Eingeladenen die Impfung war und so vermerkte er seinen Unmut bei entsprechenden Sterbefällen in den Sterbematriken der Pfarre. Details dazu können [[Pockenepidemie|hier]] nachgelesen werden.
*'''[[Pockenepidemie]]'''


==Ökonomie des Pfarrhofes==
==Ökonomie des Pfarrhofes==
Nach dem Verkauf des Amthofes 1883 wurde für den Pfarrhof ein landwirtschaftlicher Betrieb eingerichtet. Ende Juni 1889 war das neue Ökonomiegebäude fertiggestellt und es wurden sofort ein paar Pferde, sechs Kühe, ein paar Schweine, Hühner, ein Hund und landwirtschaftliche Geräte angekauft. Auch der Ankauf von Lebensmitteln und Geschirr für die Küche musste bewerkstelligt werden. Der Anfang war schwierig, „es war nicht einmal so viel vorhanden, dass  man eine Suppe hätte kochen könnte“, liest man in der Pfarrchronik.
Nach dem Verkauf des Amthofes 1883 wurde für den Pfarrhof ein landwirtschaftlicher Betrieb eingerichtet. Ende Juni 1889 war das neue Ökonomiegebäude fertiggestellt und es wurden sofort ein paar Pferde, sechs Kühe, ein paar Schweine, Hühner, ein Hund und landwirtschaftliche Geräte angekauft. Auch der Ankauf von Lebensmitteln und Geschirr für die Küche musste bewerkstelligt werden. Der Anfang war schwierig, „es war nicht einmal so viel vorhanden, dass  man eine Suppe hätte kochen können“, liest man in der Pfarrchronik.
Man hatte auch nicht rechtzeitig für die Anpflanzung von Obstbäumen gesorgt, so dass bei der Anschaffung des Mostvorrates 150 Gulden ausgegeben werden mussten. Außerdem waren keine Fässer vorrätig. Dies alles kostete aber wieder Arbeit, Mühe, Sorgfalt und viel Geld. <br/>
Man hatte auch nicht rechtzeitig für die Anpflanzung von Obstbäumen gesorgt, so dass bei der Anschaffung des Mostvorrates 150 Gulden ausgegeben werden mussten. Außerdem waren keine Fässer vorrätig. Dies alles kostete aber wieder Arbeit, Mühe, Sorgfalt und viel Geld. <br/>
Dazu kam, dass der Pfarrer mit seinem Nachbarn [[Bandlkramerey|Franz Döberl]] („der schon 50 Prozesse führte“) immer wieder zu Streit kam, der letztlich mit einem Prozess endete, bei dem vier Advokaten bemüht werden mussten.<br/>
Dazu kam, dass der Pfarrer mit seinem Nachbarn [[Bandlkramerey|Franz Döberl]] („der schon 50 Prozesse führte“) immer wieder zu Streit kam, der letztlich mit einem Prozess endete, bei dem vier Advokaten bemüht werden mussten.<br/>
1911 kam P. Severin Böhm als Pfarrprovisor nach Seewalchen. „. Ungemein traurig waren die Verhältnisse, die derselbe sowohl im Pfarrhof als auch in der Kirche vorfand. Im Pfarrhofe war rein alles heruntergekommen. Gewissenlose weibliche Dienstboten wirtschafteten im Hause, dass es ekelhaft war. Sie arbeiteten mehr für sich als für den Herrn. Eine grenzenlose Unordnung war im ganzen Hause. Leider hat der damalige Kooperator P. Bernard Fattinger dieses Treiben unterstützt.“ <br/>
1911 kam P. Severin Böhm als Pfarrprovisor nach Seewalchen. „Ungemein traurig waren die Verhältnisse, die derselbe sowohl im Pfarrhof als auch in der Kirche vorfand. Im Pfarrhofe war rein alles heruntergekommen. Gewissenlose weibliche Dienstboten wirtschafteten im Hause, dass es ekelhaft war. Sie arbeiteten mehr für sich als für den Herrn. Eine grenzenlose Unordnung war im ganzen Hause. Leider hat der damalige Kooperator P. Bernard Fattinger dieses Treiben unterstützt.“ <br/>
Die Dienstbotenmisere im Jahr 1919 zwang den Pfarrer, die Ökonomie zu verpachten. Ein Pachtvertrag über sechs Jahre wurde mit dem Wirt [[Gasthof Rosenauer|Franz Rosenauer]] abgeschlossen.<br/>
Die Dienstbotenmisere im Jahr 1919 zwang den Pfarrer, die Ökonomie zu verpachten. Ein Pachtvertrag über sechs Jahre wurde mit dem Wirt [[Gasthof Rosenauer|Franz Rosenauer]] abgeschlossen.<br/>
Nach dem Zweiten Weltkrieg mangelte es wieder an Dienstpersonal. Der Pfarrer hatte von 1950 bis 1953 einen siebenbürgischen Knecht (Johann, Protestant)
Nach dem Zweiten Weltkrieg mangelte es wieder an Dienstpersonal. Der Pfarrer hatte von 1950 bis 1953 einen siebenbürgischen Knecht (Johann, Protestant)
Die Ökonomie wurde bis zum Herbst 1953 geführt. Danach wurde der Grund an acht verschiedene Pächter verpachtet. Pferde und Kühe wurden um S 30.000, verkauft.
Die Ökonomie wurde bis zum Herbst 1953 geführt. Danach wurde der Grund an acht verschiedene Pächter verpachtet. Pferde und Kühe wurden um S 30.000,- verkauft.
Die Pfarrpfründe waren Ende 1959: 6,3 ha Äcker, 2,4 ha Wiesen, 0,12 ha Wald.
Die Pfarrpfründe waren Ende 1959: 6,3 ha Äcker, 2,4 ha Wiesen, 0,12 ha Wald.


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Ein Teil der Mauer, die früher den gesamten „Pfarrergarten“ umgab, wurde für eine Zufahrt zum Pfarrsaal geöffnet.<br/>
Ein Teil der Mauer, die früher den gesamten „Pfarrergarten“ umgab, wurde für eine Zufahrt zum Pfarrsaal geöffnet.<br/>
Pfarrer Karl. Smrcka (1935-2018) war dann auch der letzte Pfarrer, der im Pfarrhof wohnte.
Pfarrer Karl. Smrcka (1935-2018) war dann auch der letzte Pfarrer, der im Pfarrhof wohnte.
== Lage ==
*[https://www.google.com/maps/d/u/0/edit?mid=1jWRj7lIRJMIlBXaY2XDo1L0HQVK1Rgx0&ll=47.952278705163955%2C13.584953550000023&z=15 '''Die Gebäude mit Haustafeln in Seewalchen auf Google Maps''']


==Quellen:==
==Quellen:==
Chronik der Pfarre Seewalchen <br/>
*Chronik der Pfarre Seewalchen  
Chronik der Marktgemeinde Seewalchen <br/>
*Chronik der Marktgemeinde Seewalchen  
{{RZ}}
*{{RZ}}
{{Haustafeln in Seewalchen}}


[[Kategorie: Seewalchen am Attersee]]
[[Kategorie: Seewalchen am Attersee]]
[[Kategorie: Haustafeln in Seewalchen]]
[[Kategorie: Haustafeln in Seewalchen]]

Aktuelle Version vom 21. Oktober 2022, 13:13 Uhr

Hauptstraße 6, früher Seewalchen 31

Pfarrhof Seewalchen von Anton Schmoller 1945.
Das Heiligenbild des hl. Christophorus über der Haustür wurde im Zuge der Renovierung in den 1980er Jahren entfernt.
Der Pfarrhof um 1870.
Der Wiener Architekt Josef Wieser, der die Villa Chertek plante, wohnte im Pfarrhof. Er fotografierte verschiedene Motive in Seewalchen und in Siebenmühlen.

Seewalchen und Michaelbeuern

1135 wurde in Mautern eine Urkunde ausgestellt, nach der die Pfarrkirche Seewalchen samt dem dazugehörigen Zehent an das Stift Michaelbeuern kam. Das Kloster trat im Gegenzug ihm gehörige zwei Höfe in Niederösterreich im Tauschweg ab. Dies war wohl günstiger, lag doch Seewalchen in der Nähe der michaelbeurischen Güter von Kemating. Die Verwaltung der Güter lag im Amthof.
1491 erreichte der Abt von Michaelbeuern vom Passauer Bischof das Recht, die Pfarrer von Seewalchen einsetzen zu dürfen. Ein Recht, das bis 1983 wirksam war.
So kamen die Pfarrer von Seewalchen, abgesehen von einigen Weltpriestern, aus dem Konvent der Benediktinerabtei Michaelbeuern.

In der Reformationszeit, als der Großteil der Bevölkerung evangelisch war, ließ der katholische Pfarrer und ehemalige Abt Wolfgang Burger 1610 einen neuen Pfarrhof erbauen.
Er ließ zu Beginn des 17. Jh den alten, baufälligen Pfarrhof abbrechen und ihn neu aufbauen. Die Kosten lagen bei 1109 Gulden.

1734 hatte der Pfarrhof 13 Joch Grund. Verschiedene Untertanen gehörten zur Grundherrschaft der Pfarre.

Im Jahr 1801 bewahrte der des Französischen mächtige Pfarrer Nikolaus Achaz den Pfarrhof vor der Plünderung durch französische Soldaten.

Im Jahr 1804 initiierte der Pfarrer P. Werigand Rettensteiner eine Pockenimpfung im Pfarrhof. Leider nahmen nicht alle Eingeladenen die Impfung war und so vermerkte er seinen Unmut bei entsprechenden Sterbefällen in den Sterbematriken der Pfarre. Details dazu können hier nachgelesen werden.

Ökonomie des Pfarrhofes

Nach dem Verkauf des Amthofes 1883 wurde für den Pfarrhof ein landwirtschaftlicher Betrieb eingerichtet. Ende Juni 1889 war das neue Ökonomiegebäude fertiggestellt und es wurden sofort ein paar Pferde, sechs Kühe, ein paar Schweine, Hühner, ein Hund und landwirtschaftliche Geräte angekauft. Auch der Ankauf von Lebensmitteln und Geschirr für die Küche musste bewerkstelligt werden. Der Anfang war schwierig, „es war nicht einmal so viel vorhanden, dass man eine Suppe hätte kochen können“, liest man in der Pfarrchronik. Man hatte auch nicht rechtzeitig für die Anpflanzung von Obstbäumen gesorgt, so dass bei der Anschaffung des Mostvorrates 150 Gulden ausgegeben werden mussten. Außerdem waren keine Fässer vorrätig. Dies alles kostete aber wieder Arbeit, Mühe, Sorgfalt und viel Geld.
Dazu kam, dass der Pfarrer mit seinem Nachbarn Franz Döberl („der schon 50 Prozesse führte“) immer wieder zu Streit kam, der letztlich mit einem Prozess endete, bei dem vier Advokaten bemüht werden mussten.
1911 kam P. Severin Böhm als Pfarrprovisor nach Seewalchen. „Ungemein traurig waren die Verhältnisse, die derselbe sowohl im Pfarrhof als auch in der Kirche vorfand. Im Pfarrhofe war rein alles heruntergekommen. Gewissenlose weibliche Dienstboten wirtschafteten im Hause, dass es ekelhaft war. Sie arbeiteten mehr für sich als für den Herrn. Eine grenzenlose Unordnung war im ganzen Hause. Leider hat der damalige Kooperator P. Bernard Fattinger dieses Treiben unterstützt.“
Die Dienstbotenmisere im Jahr 1919 zwang den Pfarrer, die Ökonomie zu verpachten. Ein Pachtvertrag über sechs Jahre wurde mit dem Wirt Franz Rosenauer abgeschlossen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg mangelte es wieder an Dienstpersonal. Der Pfarrer hatte von 1950 bis 1953 einen siebenbürgischen Knecht (Johann, Protestant) Die Ökonomie wurde bis zum Herbst 1953 geführt. Danach wurde der Grund an acht verschiedene Pächter verpachtet. Pferde und Kühe wurden um S 30.000,- verkauft. Die Pfarrpfründe waren Ende 1959: 6,3 ha Äcker, 2,4 ha Wiesen, 0,12 ha Wald.

Die jüngere Zeit

An Stelle eines Wirtschaftsgebäudes wurde 1958 ein erster Pfarrsaal gebaut. Am Palmsonntag 1961 brannte es im Pfarrhof. Aus zunächst unbekannter Ursache entstand abends ein Brand, dem der Dachstuhl und das Wirtschaftsgebäude zum Opfer fielen Später wurde als Ursache Brandlegung festgestellt und der Brandleger ermittelt. Er hatte, wie es hieß, das Geschehen vom Friedhof aus beobachtet. Der Schaden betrug 250.000,-- Schilling. 1983 endete die Beziehung zu Michaelbeuern. Der Kooperator aus Vöcklamarkt Karl Smrcka kam als Weltpriester und Pfarrer nach Seewalchen. 1985 ließ er den alten Pfarrsaal abtragen und durch einen Neubau ersetzen. Der Pfarrhof wurde renoviert und nach dem Erntedankfest im September 1986 wieder eingeweiht. Ein Teil der Mauer, die früher den gesamten „Pfarrergarten“ umgab, wurde für eine Zufahrt zum Pfarrsaal geöffnet.
Pfarrer Karl. Smrcka (1935-2018) war dann auch der letzte Pfarrer, der im Pfarrhof wohnte.

Lage

Quellen:

  • Chronik der Pfarre Seewalchen
  • Chronik der Marktgemeinde Seewalchen
  • (zusammengestellt von Johann Rauchenzauner)
Haustafeln in Seewalchen am Attersee
WappenSeewalchen.jpg
Aichergut | Amthof Seewalchen | Autohaus Lenzenweger | Bandlkramerey | Birmühle (Agermühlenweg-Pavillon) | Brauerei Litzlberg | Eschenhaus | Filialkirche Buchberg | Filialkirche Kemating | Gasthof Häupl | Gasthof Rosenauer | Gasthof Stallinger | Gnadenkirche | Hauptstraße in Seewalchen | Haus Gamerith | Hofmann Villen | Kaufhaus Lachinger | Kirchenplatz | Kleinmühle (Agermühlenweg-Pavillon} | Konditorei Rohringer | Landhaus Eichmann | Landesmusikschule Seewalchen | Litzlberger Keller | Möbelfabrik Aigner | Molkerei Kolm | Pfarrhof Seewalchen | Pfarrkirche Seewalchen | Rosenvilla | Schloss Litzlberg | Schuhfabrik Kastinger | Seehof Litzlberg | Strandbad Seewalchen | Tostmann Trachten | Villa Bartsch | Villa Chertek | Villa Christ | Villa Curzon | Villa Daheim | Villa Gerhardus | Villa Paulick | Villa Müller | Villa Schuh | Villa Wimmer
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