Wasser und Kanal: Unterschied zwischen den Versionen
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Die '''Wasserversorgung und Abwasserentsorgung''' sind in der [[Region Attersee-Attergau]] ein sensibles Thema, gilt es doch einerseits für ein qualitätsvolles Trinkwasser zu sorgen und andererseits den [[Attersee]] von Verunreinigungen zu verschonen. | |||
Ursprünglich hatte jedes Haus seine eigene Wasserversorgung. Wo es möglich war wurden Quellen gefasst und das Wasser in Rohren aus Holz und später aus Eisen in die Häuser geleitet. Teilweise gab es auch öffentliche Brunnen. In tiefer gelegenen Orten wurden Brunnen bis zum Grundwasserspiegel gegraben, gebohrt oder geschlagen. Zur Wasserversorgung von Ortsteilen und Siedlungen bildeten sich Wassergenossenschaften, die ein Netz an Wasserleitungen anlegten. Zunehmend | |||
==Wasserversorung== | |||
Ursprünglich hatte jedes Haus seine eigene Wasserversorgung. Wo es möglich war wurden Quellen gefasst und das Wasser in Rohren aus Holz und später aus Eisen in die Häuser geleitet. Teilweise gab es auch öffentliche Brunnen. In tiefer gelegenen Orten wurden Brunnen bis zum Grundwasserspiegel gegraben, gebohrt oder geschlagen. | |||
Zur Wasserversorgung von Ortsteilen und Siedlungen bildeten sich Wassergenossenschaften, die ein Netz an Wasserleitungen anlegten. Zunehmend übernahmen die Gemeinden die öffentliche Wasserversorgung und darüber hinaus entstanden auch regionale Zusammenschlüsse mehrerer Gemeinden. Beispiele sind die [[Wassergenossenschaft Aurach]], die [[Wassergenossenschaft Seewalchen]] und die [[Wassergenossenschaft Steindorf]]. | |||
Fotografien sind vom Bau der öffentlichen Wasserversorgung ab den 1960er Jahren in Nußdorf am Attersee und dem Ausbau des Nußdorfer Baches 1927, während der wirtschaftlich schwierigen Zeit nach dem [[Nußdorf im 1. Weltkrieg|1. Weltkrieg]] erhalten geblieben. | Fotografien sind vom Bau der öffentlichen Wasserversorgung ab den 1960er Jahren in Nußdorf am Attersee und dem Ausbau des Nußdorfer Baches 1927, während der wirtschaftlich schwierigen Zeit nach dem [[Nußdorf im 1. Weltkrieg|1. Weltkrieg]] erhalten geblieben. | ||
== Abwasserentsorgung == | |||
[[Bild:Kanalrohreweb.jpg|thumb|Die Rohre zur Abwasserentsorgung der Atterseegemeinden wurden bis auf den Seegrund abgesenkt und an die Pumpwerke angeschlossen]] | |||
Um die Abwasserbeseitigung hatte sich ebenfalls jeder Haushalt selber zu sorgen. Auf den Bauernhöfen flossen die Abwässer in die Jauchegruben der Viehställe und wurde dann zur Düngung auf die Felder und Wiesen ausgebracht. Die Privathäuser hatten Jauche- oder auch Sickergruben, die regelmäßig entleert werden mussten. Manchmal floss das Abwasser auch direkt in den nächstgelegenen Graben oder Bach und weiter in den Attersee. Die Abwässer von Metzgereien und Gerbereien enthielten viele Fleischreste und Blut, die häufig auch direkt in die Bäche und in den See gelangten. An den Bachmündungen wimmelte es von Fischschwärmen und die Fischer hatten nicht selten 100 und mehr Fische täglich an der Angel. | Um die Abwasserbeseitigung hatte sich ebenfalls jeder Haushalt selber zu sorgen. Auf den Bauernhöfen flossen die Abwässer in die Jauchegruben der Viehställe und wurde dann zur Düngung auf die Felder und Wiesen ausgebracht. Die Privathäuser hatten Jauche- oder auch Sickergruben, die regelmäßig entleert werden mussten. Manchmal floss das Abwasser auch direkt in den nächstgelegenen Graben oder Bach und weiter in den Attersee. Die Abwässer von Metzgereien und Gerbereien enthielten viele Fleischreste und Blut, die häufig auch direkt in die Bäche und in den See gelangten. An den Bachmündungen wimmelte es von Fischschwärmen und die Fischer hatten nicht selten 100 und mehr Fische täglich an der Angel. | ||
Mehr und mehr durchmischten sich die früher natürlichen Abwässer mit schädlichen Inhaltsstoffen und bedenklichen Substanzen. Durch die rasante touristische Entwicklung wurden die Zustände allmählich untragbar und es wurde nach einer Lösung gesucht um die Qualität der Gewässer und des Attersees zu heben. Das Kanalisationsprojekt zur Abwasserentsorgung der Gemeinden rund um den Attersee ab 1975 war international beispielgebend für ähnliche Projekte an anderen Seen. Dazu wurde von 12 Gemeinden der [[Reinhaltungsverband Attersee]] gegründet. Für dieses Projekt von bisher nicht gekannter Dimension wurde erstmals die Seewanne des Attersees gründlich untersucht und vermessen. Mit Informationskampagnen wurde versucht, den zahlreichen Befürchtungen und Bedenken in der Bevölkerung entgegen zu wirken. Der Mut und der Weitblick von Politik und Verwaltung verdienen aus späterer Sicht besondere Anerkennung. Dem Attersee wird beste Trinkwasserqualität bescheinigt. | Mehr und mehr durchmischten sich die früher natürlichen Abwässer mit schädlichen Inhaltsstoffen und bedenklichen Substanzen. Durch die rasante touristische Entwicklung wurden die Zustände allmählich untragbar und es wurde nach einer Lösung gesucht um die Qualität der Gewässer und des Attersees zu heben. | ||
=== Kanalisationsprojekt des Reinhaltungsverbandes Attersee === | |||
Das Kanalisationsprojekt zur Abwasserentsorgung der Gemeinden rund um den [[Attersee]] ab 1975 war international beispielgebend für ähnliche Projekte an anderen Seen. Dazu wurde von 12 Gemeinden der [[Reinhaltungsverband Attersee]] gegründet. Für dieses Projekt von bisher nicht gekannter Dimension wurde erstmals die Seewanne des Attersees gründlich untersucht und vermessen. Mit Informationskampagnen wurde versucht, den zahlreichen Befürchtungen und Bedenken in der Bevölkerung entgegen zu wirken. Der Mut und der Weitblick von Politik und Verwaltung verdienen aus späterer Sicht besondere Anerkennung. Dem Attersee wird beste Trinkwasserqualität bescheinigt. | |||
Der Bau begann mit der Errichtung eines transportablen Extruders für die Herstellung endloser Kunststoffrohre auf dem Nußdorfer Badeplatz. Die norwegische Firma Gränges produzierte und verlegte hier in der Zeit vom März 1975 bis Juni 1976 Kunststoffrohre mit einer Länge von 28.000 Metern. Die Rohrdurchmesser betrugen 16 bis 63 cm, die größte Verlegetiefe im See liegt bei 145 Metern. 40 Pumpwerke transportieren die Abwässer zur Kläranlage in [[Lenzing]]. Die großen Mengen an schwarzem Kunststoffgranulat wurde aus Deutschland per LKW in Säcken und auf Paletten verpackt zur Baustelle geliefert. Zur Stromversorgung diente ein großes Diesel-Strom-Aggregat. Die Produktionsanlage war pausenlos Tag und Nacht und sieben Tage pro Woche in Betrieb. | Der Bau begann mit der Errichtung eines transportablen Extruders für die Herstellung endloser Kunststoffrohre auf dem Nußdorfer Badeplatz. Die norwegische Firma Gränges produzierte und verlegte hier in der Zeit vom März 1975 bis Juni 1976 Kunststoffrohre mit einer Länge von 28.000 Metern. Die Rohrdurchmesser betrugen 16 bis 63 cm, die größte Verlegetiefe im See liegt bei 145 Metern. 40 Pumpwerke transportieren die Abwässer zur Kläranlage in [[Lenzing]]. Die großen Mengen an schwarzem Kunststoffgranulat wurde aus Deutschland per LKW in Säcken und auf Paletten verpackt zur Baustelle geliefert. Zur Stromversorgung diente ein großes Diesel-Strom-Aggregat. Die Produktionsanlage war pausenlos Tag und Nacht und sieben Tage pro Woche in Betrieb. | ||
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Bild:Quellenfassung1968.JPG|Arbeiten an der Ortswasserleitung in Nußdorf 1968 | Bild:Quellenfassung1968.JPG|Arbeiten an der Ortswasserleitung in Nußdorf 1968 | ||
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* Johann Gebetsberger, Nußdorf | * Johann Gebetsberger, Nußdorf | ||
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Aktuelle Version vom 14. Dezember 2023, 18:00 Uhr
Die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung sind in der Region Attersee-Attergau ein sensibles Thema, gilt es doch einerseits für ein qualitätsvolles Trinkwasser zu sorgen und andererseits den Attersee von Verunreinigungen zu verschonen.
Wasserversorung
Ursprünglich hatte jedes Haus seine eigene Wasserversorgung. Wo es möglich war wurden Quellen gefasst und das Wasser in Rohren aus Holz und später aus Eisen in die Häuser geleitet. Teilweise gab es auch öffentliche Brunnen. In tiefer gelegenen Orten wurden Brunnen bis zum Grundwasserspiegel gegraben, gebohrt oder geschlagen.
Zur Wasserversorgung von Ortsteilen und Siedlungen bildeten sich Wassergenossenschaften, die ein Netz an Wasserleitungen anlegten. Zunehmend übernahmen die Gemeinden die öffentliche Wasserversorgung und darüber hinaus entstanden auch regionale Zusammenschlüsse mehrerer Gemeinden. Beispiele sind die Wassergenossenschaft Aurach, die Wassergenossenschaft Seewalchen und die Wassergenossenschaft Steindorf.
Fotografien sind vom Bau der öffentlichen Wasserversorgung ab den 1960er Jahren in Nußdorf am Attersee und dem Ausbau des Nußdorfer Baches 1927, während der wirtschaftlich schwierigen Zeit nach dem 1. Weltkrieg erhalten geblieben.
Abwasserentsorgung
Um die Abwasserbeseitigung hatte sich ebenfalls jeder Haushalt selber zu sorgen. Auf den Bauernhöfen flossen die Abwässer in die Jauchegruben der Viehställe und wurde dann zur Düngung auf die Felder und Wiesen ausgebracht. Die Privathäuser hatten Jauche- oder auch Sickergruben, die regelmäßig entleert werden mussten. Manchmal floss das Abwasser auch direkt in den nächstgelegenen Graben oder Bach und weiter in den Attersee. Die Abwässer von Metzgereien und Gerbereien enthielten viele Fleischreste und Blut, die häufig auch direkt in die Bäche und in den See gelangten. An den Bachmündungen wimmelte es von Fischschwärmen und die Fischer hatten nicht selten 100 und mehr Fische täglich an der Angel.
Mehr und mehr durchmischten sich die früher natürlichen Abwässer mit schädlichen Inhaltsstoffen und bedenklichen Substanzen. Durch die rasante touristische Entwicklung wurden die Zustände allmählich untragbar und es wurde nach einer Lösung gesucht um die Qualität der Gewässer und des Attersees zu heben.
Kanalisationsprojekt des Reinhaltungsverbandes Attersee
Das Kanalisationsprojekt zur Abwasserentsorgung der Gemeinden rund um den Attersee ab 1975 war international beispielgebend für ähnliche Projekte an anderen Seen. Dazu wurde von 12 Gemeinden der Reinhaltungsverband Attersee gegründet. Für dieses Projekt von bisher nicht gekannter Dimension wurde erstmals die Seewanne des Attersees gründlich untersucht und vermessen. Mit Informationskampagnen wurde versucht, den zahlreichen Befürchtungen und Bedenken in der Bevölkerung entgegen zu wirken. Der Mut und der Weitblick von Politik und Verwaltung verdienen aus späterer Sicht besondere Anerkennung. Dem Attersee wird beste Trinkwasserqualität bescheinigt.
Der Bau begann mit der Errichtung eines transportablen Extruders für die Herstellung endloser Kunststoffrohre auf dem Nußdorfer Badeplatz. Die norwegische Firma Gränges produzierte und verlegte hier in der Zeit vom März 1975 bis Juni 1976 Kunststoffrohre mit einer Länge von 28.000 Metern. Die Rohrdurchmesser betrugen 16 bis 63 cm, die größte Verlegetiefe im See liegt bei 145 Metern. 40 Pumpwerke transportieren die Abwässer zur Kläranlage in Lenzing. Die großen Mengen an schwarzem Kunststoffgranulat wurde aus Deutschland per LKW in Säcken und auf Paletten verpackt zur Baustelle geliefert. Zur Stromversorgung diente ein großes Diesel-Strom-Aggregat. Die Produktionsanlage war pausenlos Tag und Nacht und sieben Tage pro Woche in Betrieb.
Bildergalerie
Quellen
- Walter Großpointner, Nußdorf - Heimatgeschichtliche Sammlung
- Manfred Hemetsberger, Nußdorf
- Johann Gebetsberger, Nußdorf