Niedermayrsäge: Unterschied zwischen den Versionen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
(63 dazwischenliegende Versionen von 4 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[Bild:HemBetrLuftbild2000.jpg|thumb| | [[Bild:HemBetrLuftbild2000.jpg|thumb|Altes Holzhandwerk im touristischen Umfeld]] | ||
Die ''' | Die '''Niedermayrsäge''' in [[Nußdorf am Attersee]] wurde 1872 als "Brettersäge" gegründet und im Lauf der Jahrzehnte laufend modernisiert. Eine Alleinstellung in der Region erreichte die Niedermayrsäge 1954 mit der Anschaffung einer Gattersäge für besonders große Baumstämme bis 100 cm Durchmesser. Ab den 1980er Jahren entstand aus dem Sägewerk ein Produktionsbetrieb für Holzgartenmöbeln und Terrasseneinrichtungen, die europaweit verkauft wurden. Nach 2008 entwickelte die Familie Hemetsberger aus dem Betriebsobjekt einen [http://www.gewerbeimmobilie-attersee.at Gewerbepark] mit verschiedenen Produktions-, Ausstellungs- und Lagerräumen. | ||
== | == Vorgeschichte und Anfänge == | ||
[[Bild:GrabJohannNußdorfer.jpg|thumb|Grabinschrift Johann Nußdorfer]] | |||
[[Bild:JohannaRaudaschlCooking.jpg|thumb|Johanna Raudaschl]] | |||
Die Hoftafel, ausgearbeitet von Kons. Hans Plötzeneder, gibt Auskunft über die Geschichte des Niedermayrhofes aus Urbare, Theresianum, Protokollbücher, GHS Traunkirchen, Josefin. Lagebuch KG. Nußdorf/A., Grundbücher, Pfarrmatriken. Weitere Angaben sind im Artikel [[Nußdorfer Erbhöfe]] zu finden. | |||
Erstmals 1347 als Nidernhof erwähnt, waren folgende Besitzer am Hof: | |||
*1447 Ulrich Niedermayr | |||
*1610 Georg Koller mit Barbara | |||
*1646 Hans Koller mit Susanna | |||
*1678 Christoph Zach mit Rosina | |||
*1707 Johann Zach mit Maria | |||
*1714 Wolfgang Lohninger mit Anna Maria | |||
*1743 Zacharias Lohninger mit Katharina und in 2. Ehe mit Susanna | |||
*1776 Mathias Lohninger mit Katharina Wendlin | |||
*1812 Johann Nußdorfer mit Theresia (Lohninger) und in 2. Ehe mit Anna Maria. | |||
Grabinschrift: „''Hier ruhet in Gott der allgemein geachtete Johann Nußdorfer gewesener Bauer auf dem Niedermeier Gute allhier No 35, welcher im Jahre 1809 in der großen Schlacht bei Aspern<ref> siehe [http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Aspern Schlacht bei Aspern in Wikipedia Deutschland]</ref> unter dem Schutze Gottes im heftigsten Kugelhagel gerettet und erst am 15. März 1858 im 73ten Lebensjahre in Gott selig verschieden ist''.“ | |||
Es war die erste Schlacht, die Napoleon verlor und mit ihr den Ruf der Unbesiegbarkeit. | |||
Dessen Sohn, Johann Nußdorfer meldete am 25. März 1872 bei der K.k. Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck das Gewerbe einer „Brettersäge“ an. Das [[Sägewerk]] wurde am Unterlauf des [[Nußdorfer Bach|Nußdorfer Baches]] (auch Nößlbach oder Nößltalbach genannt) zwischen dem Ortszentrum und dem Attersee, neben einer bestehenden Hausmühle errichtet. | |||
Nach | Nach Johann Nussdorfer setzten sein Schwiegersohn Johann Georg Hemetsberger (von der Stampfmannsäge in Zell am Attersee) und ab 1933 dessen Sohn Georg Hemetsberger mit seiner Frau [[Johanna Raudaschl|Johanna, geb. Raudaschl,]] den Betrieb fort. | ||
Ab 1985 wurde die Turbinenanlage stillgelegt und durch ein Diesel-Stromaggregat mit 200 KVA Leistung ersetzt. Das Sägewerk wurde nach und nach auf die Herstellung von | Die Enkelin von Johanna Raudaschl, Irmgard Wöhrl, brachte 2007 das Buch ''The Sound of Cooking'' und 2010 in 2. Auflage mit geändertem Titel ''DAS TRAPPKOCHBUCH'' im Verlag Anton Pustet mit Rezepten und der Lebensgeschichte ihrer Großmutter - einer, mit den Worten Maria von Trapp's: gottbegnadeten Köchin - heraus. Noch im selben Jahr fand „Das Trappkochbuch“ internationale Anerkennung. Es wurde mit dem von Edouard Cointreau gegründeten „Gourmand World Cookbook Awards“ in Paris von 6000 Nominierungen aus 136 Ländern als bestes weibliches Kochbuch ausgezeichnet. | ||
Die Österreichische Akademie der Wissenschaften hat den Lebenslauf von Johanna Raudaschl in ihrer [https://www.oeaw.ac.at/acdh/oebl/biographien-des-monats/juli Biographie des Monats Juli 2023] veröffentlicht. Das Österreichische Biographische Lexikon erfasst Personen, die in der österreichisch-ungarischen Monarchie bzw. im jeweiligen österreichischen Staatsverband geboren wurden, gelebt oder gewirkt haben. Ausgewählt werden bewusst auch Lebensläufe, die gewöhnlich nicht im Vordergrund stehen aber frag- und denkwürdige Merkmale ihrer Zeit aufzeigen. | |||
Die „Biographie des Monats Juli 2023“ beginnt, wie Johanna Raudaschl am 26. August 1904 in Steinbach am Attersee zur Welt kam und als uneheliches Kind nicht willkommen war. Es war das Los Ihresgleichen, wie ein kirchliches Mahnmal der Sündhaftigkeit behandelt zu werden. Ihre Kindheit wird von der beschwerlichen Arbeit auf dem Bergbauernhof ihres Onkels, von den Entbehrungen durch den ersten Weltkrieg aber auch von der Fürsorge ihrer Großmutter geprägt. Mit Fleiß, Talent und etwas Glück findet Johanna trotz aller Demütigungen und gesellschaftlicher Ausgrenzung ihren Weg. Als Köchin der später weltweit bekannt gewordenen Trapp-Familie in Salzburg durfte sie ein wenig hinein schnuppern in das „Herrschaftliche Leben“ dieser Zeit. Am 24. November 2023 jährt sich Johannas Todestag zum 30. Mal. | |||
Auch '''''Der Standard''''' veröffentlichte die [https://www.derstandard.at/story/3000000178769/johanna-raudaschl-die-exzellente-koechin-der-familie-von-trapp?ref=rss Biographie von Johanna Raudaschl in seiner Ausgabe vom 21. Juli 2023] | |||
Von 1964 bis 2007 leiteten deren Sohn Manfred Hemetsberger und seine Frau Anna die Geschicke der Niedermayrsäge und begannen in den 1980er Jahren mit der Produktion von Gartenmöbeln. Ab 2007 wird das [http://www.gewerbeimmobilie-attersee.at Betriebsobjekt] von der Familie Hemetsberger in Teilflächen an mehrere junge Unternehmer vermietet. | |||
== Wasserkraft == | |||
Das Wasser des [[Nußdorfer Bach|Nessel- oder Nußdorfer Baches]] wurde an einer Wehr gestaut, floss in Holzrinnen zuerst über das „oberschlächtige“ Wasserrad der Mühle und von dort auf das größere Wasserrad des [[Sägewerk]]es. Diese Leistung reichte gerade aus um ein sogenanntes [[Sägewerk|Augsburgergatter]] anzutreiben. Um das oft sehr spärlich zur Verfügung stehende Wasser zu nützen, wurde Tag und Nacht gesägt. Die „Sagknechte“ schliefen in einer Kammer im hölzernen Sägewerksgebäude und wechselten sich bei der Arbeit ab. | |||
In der Zwischenkriegszeit um 1938, den Jahren einer weltweiten Wirtschaftskrise, errichtete der Enkel des Gründers, Georg Hemetsberger, eine Turbinenanlage um eine höhere Leistung zu erzielen. Es wurde 16 Höhenmeter oberhalb des Sägewerksgeländes ein betoniertes Staubecken mit 500 Kubikmeter Wasserinhalt errichtet. Von dort führte eine Druckrohrleitung bis zum [[Sägewerk]]. Das Rohr hatte einen Innendurchmesser von 30 cm und war etwa 300 Meter lang. Es war in einem Stück aus Lärchenholz, ähnlich wie ein Fass, gebaut, mit Eisendraht umreift und außen mit Bitumen gestrichen. Nach einer Lebensdauer von etwa 30 Jahren wurde es um 1960 durch Eternitrohre ersetzt. Die Peltonturbine lieferte bei einem Wasserdruck von 1,6 bar, einem Düsendurchmesser von 50 mm und einem Schaufelrad-Durchmesser von einem Meter eine Leistung von 10 PS. Bei wenig Wasserzufluss reichte der Teichinhalt für etwa zwei Stunden Vollbetrieb. Es dauerte oft einen halben Tag lang bis der Teich wieder mit Wasser voll war. Mit dieser Leistung wurde über Transmissionen mit langen Wellen und Lederriemen ein [[Sägewerk|Horizontalgatter]] und ein [[Sägewerk|Vollgatter]] angetrieben. Ab 1985 wurde die Turbinenanlage stillgelegt und durch ein Diesel-Stromaggregat mit 200 KVA Leistung ersetzt. | |||
== Neubau 1948 == | |||
Nach einer Brandlegung durch zwei Jugendliche im Jahr 1948 wurde das [[Sägewerk]] neu errichtet. Die Versicherungssumme reichte gerade aus um einen Elektromotor mit 25 PS zu kaufen. Die maschinelle Ausstattung waren ein Vollgatter mit 50 cm Stammdurchlass, ein [[Sägewerk|Seitengatter]], zwei Kreissägen und ein Sägenschärfautomat. 1954 wurde ein großes [[Sägewerk|Vollgatter]] angeschafft, mit dem Stämme bis zu einem Meter Durchmesser geschnitten werden konnten. Diese außergewöhnliche Maschine wurde 1913 von der Maschinenfabrik Esterer in Altötting in Bayern gebaut, arbeitete 40 Jahre lang in einem Sägewerk in Bruck-Fusch im Salzburger Pinzgau, weitere 30 Jahre in Nußdorf und tut später seinen Dienst, fast 100-jährig, in einem Sägewerk im Salzburger Tennengau. | |||
== Holzvermarktung == | |||
Zu Beginn hatte die Niedermayrsäge, wie viele andere eine sehr begrenzte regionale Bedeutung. Es wurde Bauholz für [[Zimmerei]]en und [[Tischlerei|Tischlerholz]] für Abnehmer in der Umgebung gesägt. Restholz wurde von einem Köhler zu Holzkohle für die örtlichen Schmieden gebrannt. Doch bereits vor 1900 wurde Schnittholz auf dem Wasserweg auf [[Flößerei|Flößen]] bis Wien und Budapest geliefert. Der Bahnausbau erlaubte später Geschäftsverbindungen nach Deutschland. Während des [[Nußdorf im 2. Weltkrieg|zweiten Weltkrieges]] musste viel Holz für Interessen der Reichsverwaltung geliefert werden. Der Wiederaufbau nach dem Krieg löste eine starke Nachfrage aus und das erzeugte Schnittholz wurde über Holzhändler in ganz Europa verschickt. | |||
[[Image: Gatter Kopie.jpg|thumb|Einschnitt von 1 Meter dicken Stämmen]] | |||
== Lohnschnitt == | |||
Das Esterer-Vollgatter erlaubte das Sägen von Holzstämmen mit einem Durchmesser bis zu 1 Meter. Die üblichen Sägewerke der Umgebung waren auf kleinere Stammgrößen eingerichtet. Die Spezialisierung als Lohnschnittsägewerk für Starkholz war 30 Jahre lang von 1954 bis 1985 die wesentliche Existenzgrundlage der Niedermayrsäge. | |||
Durch Rationalisierungsmaßnahmen und den Einbau leistungsfähiger Antriebsmotoren konnte die jährliche Einschnittmenge auf 3000 Festmeter mit nur einer Arbeitskraft (dem Inhaber Manfred Hemetsberger) gesteigert werden. Das war zu dieser Zeit die dreifache Leistung im Vergleich zu den damals modernsten Sägewerken Österreichs mit etwa 1000 fm Einschnitt pro Mitarbeiter und Jahr. | |||
== Gartenmöbel == | |||
Das Sägewerk wurde in den 1980er Jahren nach und nach auf die Herstellung von rustikalen Gartenmöbeln umgestellt. Tannenholz aus dem [[Salzkammergut]] ist wegen seiner vorteilhaften Eigenschaften im Außenbereich (leicht, harzfrei, dauerhaft) das bevorzugte Material für die Herstellung der Hemetsberger-Möbel. Die Abnehmer reichen von Nordeuropa bis Israel und vom Burgenland bis in die USA, von Privatkunden über die Gastronomie bis zu den führenden Möbelhandelsketten. Im Kundenkreis befinden sich prominente Namen aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur. | |||
== Gewerbepark Nußdorf am Attersee == | |||
Seit 2008 wird die ''Niedermayrsäge'' als [https://www.gewerbeimmobilie-attersee.at Gewerbepark] in Teilflächen an innovative Unternehmer vermietet. Die derzeitigen Eigentümerinnen, Dr. Margit Hemetsberger und Dr. Ulrike Hemetsberger sind die Ur-ur-Enkelinnen des Gründers Johann Nußdorfer. | |||
Derzeit befinden sich im Gewerbepark [https://www.stilgrill.at die ST Outdoormöbel OG,] [https://www.tischlerei-tt.at die Tischlerei Thomas Treml,] [https://www.tischlerei-karl.at/ die Tischlerei KARL,] [https://ausgespielt.at/ >ausgespielt< Samuel KARL,] [https://kitchentokeep.com/ kitchen to keep - Küchen][https://www.kreativ-edel.at/ das Messerstudio Werner Pusterhofer,] [http://www.handwerker-bb.at/ der Bauhandwerksbetrieb Belak-Brothers] [https://slaterock.at/ Design mit Stein][https://www.haberltueren.at/ sowie Lagerflächen der Tischlerei Haberl]. | |||
== Bildergalerie == | == Bildergalerie == | ||
Zeile 23: | Zeile 75: | ||
Bild:NiedSäge1940Rundh.jpg|um 1940 | Bild:NiedSäge1940Rundh.jpg|um 1940 | ||
Bild:NiedSäge1950Bach.jpg|um 1950 | Bild:NiedSäge1950Bach.jpg|um 1950 | ||
Bild:GeorgHemKlotzstämme.jpg| | Bild:GeorgHemKlotzstämme.jpg|Georg Hemetsberger (links) | ||
Bild: Gatter04.jpg|Starkholzeinschnitt | |||
Bild: ManfredHolz Kopie.jpg|Mehrjährige Lufttrocknung | |||
Bild:Jumbo_01.jpg|Holzlagerung und Manipulation | |||
Bild:Holzstapel1.jpg|Tannenholz aus der Region | |||
Bild:Holzstapel2.jpg|Trockenes Möbelholz | |||
Bild: Werkstätte.jpg|Werkstätte für Gartenmöbel | |||
Bild:CNC_01.jpg|CNC-Fertigung von Möbelteilen | Bild:CNC_01.jpg|CNC-Fertigung von Möbelteilen | ||
Bild: | Bild:Baumscheibe.jpg|Jeder Tisch erzählt aus Jahrhunderten | ||
Bild: | Bild:walgarnsee.jpg|Kollektion Waldheimat | ||
Bild:Landhaus.jpg|Kollektion Landhaus | |||
Bild:BaronGarnOrigMit.jpg|Kollektion Baron | |||
Bild:Gastgarten.jpg|Gastgarten | |||
Bild:Gaststube.jpg|Gaststube | |||
Bild:abessogarn Kopie.jpg|Kollektion Abesso | |||
Bild:margeriten.jpg|Kollektion Ransonnet | |||
</gallery> | |||
== Lage == | |||
*[http://maps.doris.at/?x=14558&y=304757&zoom=6&layer=ortho&marker_x=14533&marker_y=304823 Niedermayrsäge auf der DORIS-Landkarte] | |||
==Weblinks und Fußnoten== | |||
<references/> | |||
== Quellen == | == Quellen == | ||
* [[Benutzer:Manfred Hemetsberger|Manfred Hemetsberger]], Nußdorf am Attersee | |||
* Konsulent Hans Plötzeneder | |||
[[Kategorie:Holzverarbeitung]] | |||
[[Kategorie:Nußdorf am Attersee]] | |||
[[Kategorie: | [[Kategorie:Unternehmen]] | ||
[[Kategorie:Nußdorf]] | [[Kategorie:Haustafeln in Nußdorf]] |
Aktuelle Version vom 26. August 2024, 12:44 Uhr
Die Niedermayrsäge in Nußdorf am Attersee wurde 1872 als "Brettersäge" gegründet und im Lauf der Jahrzehnte laufend modernisiert. Eine Alleinstellung in der Region erreichte die Niedermayrsäge 1954 mit der Anschaffung einer Gattersäge für besonders große Baumstämme bis 100 cm Durchmesser. Ab den 1980er Jahren entstand aus dem Sägewerk ein Produktionsbetrieb für Holzgartenmöbeln und Terrasseneinrichtungen, die europaweit verkauft wurden. Nach 2008 entwickelte die Familie Hemetsberger aus dem Betriebsobjekt einen Gewerbepark mit verschiedenen Produktions-, Ausstellungs- und Lagerräumen.
Vorgeschichte und Anfänge
Die Hoftafel, ausgearbeitet von Kons. Hans Plötzeneder, gibt Auskunft über die Geschichte des Niedermayrhofes aus Urbare, Theresianum, Protokollbücher, GHS Traunkirchen, Josefin. Lagebuch KG. Nußdorf/A., Grundbücher, Pfarrmatriken. Weitere Angaben sind im Artikel Nußdorfer Erbhöfe zu finden.
Erstmals 1347 als Nidernhof erwähnt, waren folgende Besitzer am Hof:
- 1447 Ulrich Niedermayr
- 1610 Georg Koller mit Barbara
- 1646 Hans Koller mit Susanna
- 1678 Christoph Zach mit Rosina
- 1707 Johann Zach mit Maria
- 1714 Wolfgang Lohninger mit Anna Maria
- 1743 Zacharias Lohninger mit Katharina und in 2. Ehe mit Susanna
- 1776 Mathias Lohninger mit Katharina Wendlin
- 1812 Johann Nußdorfer mit Theresia (Lohninger) und in 2. Ehe mit Anna Maria.
Grabinschrift: „Hier ruhet in Gott der allgemein geachtete Johann Nußdorfer gewesener Bauer auf dem Niedermeier Gute allhier No 35, welcher im Jahre 1809 in der großen Schlacht bei Aspern[1] unter dem Schutze Gottes im heftigsten Kugelhagel gerettet und erst am 15. März 1858 im 73ten Lebensjahre in Gott selig verschieden ist.“
Es war die erste Schlacht, die Napoleon verlor und mit ihr den Ruf der Unbesiegbarkeit.
Dessen Sohn, Johann Nußdorfer meldete am 25. März 1872 bei der K.k. Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck das Gewerbe einer „Brettersäge“ an. Das Sägewerk wurde am Unterlauf des Nußdorfer Baches (auch Nößlbach oder Nößltalbach genannt) zwischen dem Ortszentrum und dem Attersee, neben einer bestehenden Hausmühle errichtet.
Nach Johann Nussdorfer setzten sein Schwiegersohn Johann Georg Hemetsberger (von der Stampfmannsäge in Zell am Attersee) und ab 1933 dessen Sohn Georg Hemetsberger mit seiner Frau Johanna, geb. Raudaschl, den Betrieb fort.
Die Enkelin von Johanna Raudaschl, Irmgard Wöhrl, brachte 2007 das Buch The Sound of Cooking und 2010 in 2. Auflage mit geändertem Titel DAS TRAPPKOCHBUCH im Verlag Anton Pustet mit Rezepten und der Lebensgeschichte ihrer Großmutter - einer, mit den Worten Maria von Trapp's: gottbegnadeten Köchin - heraus. Noch im selben Jahr fand „Das Trappkochbuch“ internationale Anerkennung. Es wurde mit dem von Edouard Cointreau gegründeten „Gourmand World Cookbook Awards“ in Paris von 6000 Nominierungen aus 136 Ländern als bestes weibliches Kochbuch ausgezeichnet.
Die Österreichische Akademie der Wissenschaften hat den Lebenslauf von Johanna Raudaschl in ihrer Biographie des Monats Juli 2023 veröffentlicht. Das Österreichische Biographische Lexikon erfasst Personen, die in der österreichisch-ungarischen Monarchie bzw. im jeweiligen österreichischen Staatsverband geboren wurden, gelebt oder gewirkt haben. Ausgewählt werden bewusst auch Lebensläufe, die gewöhnlich nicht im Vordergrund stehen aber frag- und denkwürdige Merkmale ihrer Zeit aufzeigen.
Die „Biographie des Monats Juli 2023“ beginnt, wie Johanna Raudaschl am 26. August 1904 in Steinbach am Attersee zur Welt kam und als uneheliches Kind nicht willkommen war. Es war das Los Ihresgleichen, wie ein kirchliches Mahnmal der Sündhaftigkeit behandelt zu werden. Ihre Kindheit wird von der beschwerlichen Arbeit auf dem Bergbauernhof ihres Onkels, von den Entbehrungen durch den ersten Weltkrieg aber auch von der Fürsorge ihrer Großmutter geprägt. Mit Fleiß, Talent und etwas Glück findet Johanna trotz aller Demütigungen und gesellschaftlicher Ausgrenzung ihren Weg. Als Köchin der später weltweit bekannt gewordenen Trapp-Familie in Salzburg durfte sie ein wenig hinein schnuppern in das „Herrschaftliche Leben“ dieser Zeit. Am 24. November 2023 jährt sich Johannas Todestag zum 30. Mal.
Auch Der Standard veröffentlichte die Biographie von Johanna Raudaschl in seiner Ausgabe vom 21. Juli 2023
Von 1964 bis 2007 leiteten deren Sohn Manfred Hemetsberger und seine Frau Anna die Geschicke der Niedermayrsäge und begannen in den 1980er Jahren mit der Produktion von Gartenmöbeln. Ab 2007 wird das Betriebsobjekt von der Familie Hemetsberger in Teilflächen an mehrere junge Unternehmer vermietet.
Wasserkraft
Das Wasser des Nessel- oder Nußdorfer Baches wurde an einer Wehr gestaut, floss in Holzrinnen zuerst über das „oberschlächtige“ Wasserrad der Mühle und von dort auf das größere Wasserrad des Sägewerkes. Diese Leistung reichte gerade aus um ein sogenanntes Augsburgergatter anzutreiben. Um das oft sehr spärlich zur Verfügung stehende Wasser zu nützen, wurde Tag und Nacht gesägt. Die „Sagknechte“ schliefen in einer Kammer im hölzernen Sägewerksgebäude und wechselten sich bei der Arbeit ab.
In der Zwischenkriegszeit um 1938, den Jahren einer weltweiten Wirtschaftskrise, errichtete der Enkel des Gründers, Georg Hemetsberger, eine Turbinenanlage um eine höhere Leistung zu erzielen. Es wurde 16 Höhenmeter oberhalb des Sägewerksgeländes ein betoniertes Staubecken mit 500 Kubikmeter Wasserinhalt errichtet. Von dort führte eine Druckrohrleitung bis zum Sägewerk. Das Rohr hatte einen Innendurchmesser von 30 cm und war etwa 300 Meter lang. Es war in einem Stück aus Lärchenholz, ähnlich wie ein Fass, gebaut, mit Eisendraht umreift und außen mit Bitumen gestrichen. Nach einer Lebensdauer von etwa 30 Jahren wurde es um 1960 durch Eternitrohre ersetzt. Die Peltonturbine lieferte bei einem Wasserdruck von 1,6 bar, einem Düsendurchmesser von 50 mm und einem Schaufelrad-Durchmesser von einem Meter eine Leistung von 10 PS. Bei wenig Wasserzufluss reichte der Teichinhalt für etwa zwei Stunden Vollbetrieb. Es dauerte oft einen halben Tag lang bis der Teich wieder mit Wasser voll war. Mit dieser Leistung wurde über Transmissionen mit langen Wellen und Lederriemen ein Horizontalgatter und ein Vollgatter angetrieben. Ab 1985 wurde die Turbinenanlage stillgelegt und durch ein Diesel-Stromaggregat mit 200 KVA Leistung ersetzt.
Neubau 1948
Nach einer Brandlegung durch zwei Jugendliche im Jahr 1948 wurde das Sägewerk neu errichtet. Die Versicherungssumme reichte gerade aus um einen Elektromotor mit 25 PS zu kaufen. Die maschinelle Ausstattung waren ein Vollgatter mit 50 cm Stammdurchlass, ein Seitengatter, zwei Kreissägen und ein Sägenschärfautomat. 1954 wurde ein großes Vollgatter angeschafft, mit dem Stämme bis zu einem Meter Durchmesser geschnitten werden konnten. Diese außergewöhnliche Maschine wurde 1913 von der Maschinenfabrik Esterer in Altötting in Bayern gebaut, arbeitete 40 Jahre lang in einem Sägewerk in Bruck-Fusch im Salzburger Pinzgau, weitere 30 Jahre in Nußdorf und tut später seinen Dienst, fast 100-jährig, in einem Sägewerk im Salzburger Tennengau.
Holzvermarktung
Zu Beginn hatte die Niedermayrsäge, wie viele andere eine sehr begrenzte regionale Bedeutung. Es wurde Bauholz für Zimmereien und Tischlerholz für Abnehmer in der Umgebung gesägt. Restholz wurde von einem Köhler zu Holzkohle für die örtlichen Schmieden gebrannt. Doch bereits vor 1900 wurde Schnittholz auf dem Wasserweg auf Flößen bis Wien und Budapest geliefert. Der Bahnausbau erlaubte später Geschäftsverbindungen nach Deutschland. Während des zweiten Weltkrieges musste viel Holz für Interessen der Reichsverwaltung geliefert werden. Der Wiederaufbau nach dem Krieg löste eine starke Nachfrage aus und das erzeugte Schnittholz wurde über Holzhändler in ganz Europa verschickt.
Lohnschnitt
Das Esterer-Vollgatter erlaubte das Sägen von Holzstämmen mit einem Durchmesser bis zu 1 Meter. Die üblichen Sägewerke der Umgebung waren auf kleinere Stammgrößen eingerichtet. Die Spezialisierung als Lohnschnittsägewerk für Starkholz war 30 Jahre lang von 1954 bis 1985 die wesentliche Existenzgrundlage der Niedermayrsäge.
Durch Rationalisierungsmaßnahmen und den Einbau leistungsfähiger Antriebsmotoren konnte die jährliche Einschnittmenge auf 3000 Festmeter mit nur einer Arbeitskraft (dem Inhaber Manfred Hemetsberger) gesteigert werden. Das war zu dieser Zeit die dreifache Leistung im Vergleich zu den damals modernsten Sägewerken Österreichs mit etwa 1000 fm Einschnitt pro Mitarbeiter und Jahr.
Gartenmöbel
Das Sägewerk wurde in den 1980er Jahren nach und nach auf die Herstellung von rustikalen Gartenmöbeln umgestellt. Tannenholz aus dem Salzkammergut ist wegen seiner vorteilhaften Eigenschaften im Außenbereich (leicht, harzfrei, dauerhaft) das bevorzugte Material für die Herstellung der Hemetsberger-Möbel. Die Abnehmer reichen von Nordeuropa bis Israel und vom Burgenland bis in die USA, von Privatkunden über die Gastronomie bis zu den führenden Möbelhandelsketten. Im Kundenkreis befinden sich prominente Namen aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur.
Gewerbepark Nußdorf am Attersee
Seit 2008 wird die Niedermayrsäge als Gewerbepark in Teilflächen an innovative Unternehmer vermietet. Die derzeitigen Eigentümerinnen, Dr. Margit Hemetsberger und Dr. Ulrike Hemetsberger sind die Ur-ur-Enkelinnen des Gründers Johann Nußdorfer.
Derzeit befinden sich im Gewerbepark die ST Outdoormöbel OG, die Tischlerei Thomas Treml, die Tischlerei KARL, >ausgespielt< Samuel KARL, kitchen to keep - Küchendas Messerstudio Werner Pusterhofer, der Bauhandwerksbetrieb Belak-Brothers Design mit Steinsowie Lagerflächen der Tischlerei Haberl.
Bildergalerie
Lage
Weblinks und Fußnoten
Quellen
- Manfred Hemetsberger, Nußdorf am Attersee
- Konsulent Hans Plötzeneder