Molkerei Kolm: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Von 1924 bis 1966 bestand im Haus Seyrlstraße 3 in [[Seewalchen am Attersee]] die Molkerei Kolm.''' | [[Bild:Kolm3_Sackerl_um1930_HK.jpg|thumb|Ein Einkaufssackerl um 1930]] | ||
'''Von 1924 bis 1966 bestand im Haus Seyrlstraße 3 in [[Seewalchen am Attersee]] die Molkerei Kolm.''' | |||
==Der Anfang== | ==Der Anfang== | ||
Franz Kolm (1892-1963), geboren im Haus „Enser im Feld“ in [[Steindorf]], kam mit zwei | Franz Kolm (1892-1963), geboren im Haus „Enser im Feld“ in [[Steindorf]], kam mit zwei | ||
Pferden vom 1. Weltkrieg heim. Dies war der Beginn eines kleinen Fuhrwerkunternehmens. Er heiratete Josefa Kirchgatterer (1898-1984) und die beiden erwarben um 1920 das Haus Seewalchen 18 (heute Seyrlstraße 3). <br/> | Pferden vom 1. Weltkrieg heim. Dies war der Beginn eines kleinen Fuhrwerkunternehmens. Er heiratete Josefa Kirchgatterer (1898-1984) und die beiden erwarben um 1920 das Haus Seewalchen 18 (heute Seyrlstraße 3). <br/> | ||
[[Bild:Kolm4_1931_c_HK.jpg|thumb | [[Bild:Kolm4_1931_c_HK.jpg|thumb|Gemischtwarenhandlung und Molkerei 1931]] | ||
Das frühere sogenannte „Ferschlhaus“ (auch „Fersthaus“ ) gehörte einst dem Bauern Josef Gunst, der auch einige Zeit [[Bürgermeister der Gemeinde Seewalchen | Das frühere sogenannte „Ferschlhaus“ (auch „Fersthaus“ ) gehörte einst dem Bauern Josef Gunst, der auch einige Zeit [[Bürgermeister der Gemeinde Seewalchen am Attersee|Bürgermeister von Seewalchen]] war. Er konnte aber nicht wirtschaften und „hauste ab“. Der Besitz kam dann an die Familie Kogler am [[Gahberg]] und von dieser kaufte die Familie Kolm das Haus der späteren Molkerei. | ||
Josefa („Pepi“) begann hier mit einem kleinen Kaufgeschäft. Um 1920 wurden in dieser Greißlerei verschiedenste Waren angeboten. Josefa Kolm ging zu den Bauern der Umgebung, kaufte dort landwirtschaftliche Produkte, ihr Mann holte sie mit dem Pferdewagen und sie bot sie dann in ihrem Laden an. Bald kam sie auf die Idee, die Butter selber zu erzeugen und Milch zu verkaufen. Das war 1924 der Beginn der Molkerei Kolm. <br/> | Josefa („Pepi“) begann hier mit einem kleinen Kaufgeschäft. Um 1920 wurden in dieser Greißlerei verschiedenste Waren angeboten. Josefa Kolm ging zu den Bauern der Umgebung, kaufte dort landwirtschaftliche Produkte, ihr Mann holte sie mit dem Pferdewagen und sie bot sie dann in ihrem Laden an. Bald kam sie auf die Idee, die Butter selber zu erzeugen und Milch zu verkaufen. Das war 1924 der Beginn der Molkerei Kolm. <br/> | ||
Am Land war mit Milch und Butter kein großes Geschäft zu machen. Sie fand neue Absatzmärkte. Einmal pro Woche fuhr sie (bis 1938) - sogar zum Teil am offenen Lastwagen - nach Wien und vertrieb beim Meusburger in der Marihilferstraße ihre Butter. Dann ging sie auf den Naschmarkt, kaufte dort Obst und Gemüse, brachte es nach Seewalchen und bereicherte so ihr Sortiment. Ein Segen für die Gäste im aufkommenden Fremdenverkehr. Auch die Kolm-Kinder wurden eingespannt. Im Sommer mussten sie in der Früh mit je einer Tasche Flaschen auf der Balanz des Fahrrades in die Villen und Pensionen ausliefern fahren. „So richtig auf die Ferien gefreut“, erinnert sich der Sohn Hans Kolm, „haben wir uns in dieser Zeit nicht.“ <br/> | Am Land war mit Milch und Butter kein großes Geschäft zu machen. Sie fand neue Absatzmärkte. Einmal pro Woche fuhr sie (bis 1938) - sogar zum Teil am offenen Lastwagen - nach Wien und vertrieb beim Meusburger in der Marihilferstraße ihre Butter. Dann ging sie auf den Naschmarkt, kaufte dort Obst und Gemüse, brachte es nach Seewalchen und bereicherte so ihr Sortiment. Ein Segen für die Gäste im aufkommenden Fremdenverkehr. Auch die Kolm-Kinder wurden eingespannt. Im Sommer mussten sie in der Früh mit je einer Tasche Flaschen auf der Balanz des Fahrrades in die Villen und Pensionen ausliefern fahren. „So richtig auf die Ferien gefreut“, erinnert sich der Sohn Hans Kolm, „haben wir uns in dieser Zeit nicht.“ <br/> | ||
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==1938== | ==1938== | ||
Das Jahr 1938 wurde zum Entscheidungsjahr für den Betrieb. Wegen der allgemeinen Tendenz Kleinbetriebe zu schließen, war auch das Zusperren der Molkerei Kolm schon beschlossene Sache. Aber mit dem Bau der Zellwollefabrik in Lenzing änderte sich die Situation schlagartig. Das entstehende Werk brauchte für seine Arbeiter täglich 1000 l Milch. Eine Menge, die durch Abhof-Verkauf der Bauern nicht bewältigt werden konnte. So erhielt die Molkerei Kolm den Auftrag, diese Menge herzustellen. Kolm wurde aufgefordert, die notwendigen Ausbauarbeiten durchzuführen. Ein Kredit in der Höhe von 40.000 RM musste aufgenommen werden. Die Milchmenge konnte durch die bisherige Zulieferung nicht aufgebracht werden. Das Einzugs- und Versorgungsgebiet wurde per Gesetz erweitert und umfasste nun die Gemeinden Seewalchen (Ost), [[Lenzing]], Timelkam, [[Schörfling am Attersee|Schörfling]], [[Weyregg am Attersee|Weyregg]] und Weißenbach. <br/> | Das Jahr 1938 wurde zum Entscheidungsjahr für den Betrieb. Wegen der allgemeinen Tendenz Kleinbetriebe zu schließen, war auch das Zusperren der Molkerei Kolm schon beschlossene Sache. Aber mit dem Bau der Zellwollefabrik in Lenzing änderte sich die Situation schlagartig. Das entstehende Werk brauchte für seine Arbeiter täglich 1000 l Milch. Eine Menge, die durch Abhof-Verkauf der Bauern nicht bewältigt werden konnte. So erhielt die Molkerei Kolm den Auftrag, diese Menge herzustellen. Kolm wurde aufgefordert, die notwendigen Ausbauarbeiten durchzuführen. Ein Kredit in der Höhe von 40.000 RM musste aufgenommen werden. Die Milchmenge konnte durch die bisherige Zulieferung nicht aufgebracht werden. Das Einzugs- und Versorgungsgebiet wurde per Gesetz erweitert und umfasste nun die Gemeinden Seewalchen (Ost), [[Lenzing]], Timelkam, [[Schörfling am Attersee|Schörfling]], [[Weyregg am Attersee|Weyregg]] und [[Weißenbach am Attersee|Weißenbach]]. <br/> | ||
In dieser Zeit wurde der erste Lastwagen, ein ‚Standard‘-LKW mit 750 kg Tragkraft und einem Boxermotor mit etwa 15 PS unter der Ladefläche, angeschafft. Daneben waren mehrere Fuhrwerke angestellt, die für den Transport zur Molkerei und dann zu den Geschäften zuständig waren. Aus der kleinen Molkerei entstand nun ein Betrieb mit bis zu 2000 l Stundenleistung, oft stellten die Beschäftigten 100 kg Butter pro Tag her. <br/> | In dieser Zeit wurde der erste Lastwagen, ein ‚Standard‘-LKW mit 750 kg Tragkraft und einem Boxermotor mit etwa 15 PS unter der Ladefläche, angeschafft. Daneben waren mehrere Fuhrwerke angestellt, die für den Transport zur Molkerei und dann zu den Geschäften zuständig waren. Aus der kleinen Molkerei entstand nun ein Betrieb mit bis zu 2000 l Stundenleistung, oft stellten die Beschäftigten 100 kg Butter pro Tag her. <br/> | ||
Von 1942 bis 1945 war auch ein externer Betriebsleiter eingesetzt. Die auch in Österreich geltenden marktregelnden Reichsnährstandsgesetze waren nun auch hier gültig. | Von 1942 bis 1945 war auch ein externer Betriebsleiter eingesetzt. Die auch in Österreich geltenden marktregelnden Reichsnährstandsgesetze waren nun auch hier gültig. | ||
[[Bild:Kolm1_1944_HK.jpg|thumb | [[Bild:Kolm1_1944_HK.jpg|thumb|Die Molkerei im Jahr 1944]] | ||
Für die Molkerei Kolm bedeutete die neue Situation auch eine Reihe von administrativen Problemen. In der Kriegszeit musste alles registriert werden: Mengen, Fettgehalt und die Verwaltung der Bezugsscheine. | Für die Molkerei Kolm bedeutete die neue Situation auch eine Reihe von administrativen Problemen. In der Kriegszeit musste alles registriert werden: Mengen, Fettgehalt und die Verwaltung der Bezugsscheine. | ||
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Anfang der 1950er Jahre nahm die Molkerei Kolm auch die Eis-Großerzeugung in Angriff. Das Eis gab es in Seewalchen, aber auch das gesamte Salzkammergut bis Hallstatt oder auch das Welser Volksfest wurden beliefert. Das ging einige Jahre sehr gut. Probleme mit ausreichenden Tiefkühlschränken beim Transport und in den Gaststätten sowie die aufkommende Konkurrenz (z.B. Eskimo) führten nach einigen Jahren zur Einstellung dieses Geschäftszweiges. <br/> | Anfang der 1950er Jahre nahm die Molkerei Kolm auch die Eis-Großerzeugung in Angriff. Das Eis gab es in Seewalchen, aber auch das gesamte Salzkammergut bis Hallstatt oder auch das Welser Volksfest wurden beliefert. Das ging einige Jahre sehr gut. Probleme mit ausreichenden Tiefkühlschränken beim Transport und in den Gaststätten sowie die aufkommende Konkurrenz (z.B. Eskimo) führten nach einigen Jahren zur Einstellung dieses Geschäftszweiges. <br/> | ||
Das Geschäft Kolm – der Anfang des Betriebes - wurde auch im und nach dem Krieg weitergeführt. Anfang der 1950er Jahre heirateten Paula Kolm, eine Tochter des Hauses, und Rudolf Lachinger. Sie bauten das „Kininghaus“ um und eröffneten dort im November 1953 das neue Geschäft Lachinger. | Das Geschäft Kolm – der Anfang des Betriebes - wurde auch im und nach dem Krieg weitergeführt. Anfang der 1950er Jahre heirateten Paula Kolm, eine Tochter des Hauses, und Rudolf Lachinger. Sie bauten das „Kininghaus“ um und eröffneten dort im November 1953 das neue Geschäft Lachinger. | ||
==Schließung== | ==Schließung== | ||
1966 - ein weiteres Schicksalsjahr. Der Molkerei war mittlerweile so gewachsen, dass ein Ausbau unumgänglich war. Eine Expansion am bisherigen Standort war aus Platzgründen nicht denkbar. Es hätte also eine neue Molkerei an einem neuen Platz gebaut werden müssen. Hans Kolm, der 1960 die Molkerei von seinen Eltern übernommen hatte, entschloss sich nach mehrfacher fachlicher Beratung und schwerer Entscheidung im Jahr 1966 die Molkerei zuzusperren. <br/> | 1966 - ein weiteres Schicksalsjahr. Der Molkerei war mittlerweile so gewachsen, dass ein Ausbau unumgänglich war. Eine Expansion am bisherigen Standort war aus Platzgründen nicht denkbar. Es hätte also eine neue Molkerei an einem neuen Platz gebaut werden müssen. Hans Kolm, der 1960 die Molkerei von seinen Eltern übernommen hatte, entschloss sich nach mehrfacher fachlicher Beratung und schwerer Entscheidung im Jahr 1966 die Molkerei zuzusperren. <br/> | ||
Gerätschaft und Kontingente wurden verkauft, das Einzugs- und Versorgungsgebiet der Seewalchner Molkerei kam zur Molkereigenossenschaft Gmunden. <br/> | Gerätschaft und Kontingente wurden verkauft, das Einzugs- und Versorgungsgebiet der Seewalchner Molkerei kam zur Molkereigenossenschaft Gmunden. <br/> | ||
Hans und Friedl Kolm bauten das Haus völlig um und errichteten eine Fremdenpension mit 20 Betten. <br/> | Hans und Friedl Kolm bauten das Haus völlig um und errichteten eine Fremdenpension mit 20 Betten. <br/> | ||
== Lage == | |||
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==Quellen:== | ==Quellen:== | ||
* Hans Kolm, Seewalchen | * Hans Kolm, Seewalchen | ||
* Chronik der Marktgemeinde Seewalchen | * Chronik der Marktgemeinde Seewalchen | ||
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{{Haustafeln in Seewalchen}} | {{Haustafeln in Seewalchen}} | ||
Aktuelle Version vom 30. Oktober 2022, 21:16 Uhr
Von 1924 bis 1966 bestand im Haus Seyrlstraße 3 in Seewalchen am Attersee die Molkerei Kolm.
Der Anfang
Franz Kolm (1892-1963), geboren im Haus „Enser im Feld“ in Steindorf, kam mit zwei
Pferden vom 1. Weltkrieg heim. Dies war der Beginn eines kleinen Fuhrwerkunternehmens. Er heiratete Josefa Kirchgatterer (1898-1984) und die beiden erwarben um 1920 das Haus Seewalchen 18 (heute Seyrlstraße 3).
Das frühere sogenannte „Ferschlhaus“ (auch „Fersthaus“ ) gehörte einst dem Bauern Josef Gunst, der auch einige Zeit Bürgermeister von Seewalchen war. Er konnte aber nicht wirtschaften und „hauste ab“. Der Besitz kam dann an die Familie Kogler am Gahberg und von dieser kaufte die Familie Kolm das Haus der späteren Molkerei.
Josefa („Pepi“) begann hier mit einem kleinen Kaufgeschäft. Um 1920 wurden in dieser Greißlerei verschiedenste Waren angeboten. Josefa Kolm ging zu den Bauern der Umgebung, kaufte dort landwirtschaftliche Produkte, ihr Mann holte sie mit dem Pferdewagen und sie bot sie dann in ihrem Laden an. Bald kam sie auf die Idee, die Butter selber zu erzeugen und Milch zu verkaufen. Das war 1924 der Beginn der Molkerei Kolm.
Am Land war mit Milch und Butter kein großes Geschäft zu machen. Sie fand neue Absatzmärkte. Einmal pro Woche fuhr sie (bis 1938) - sogar zum Teil am offenen Lastwagen - nach Wien und vertrieb beim Meusburger in der Marihilferstraße ihre Butter. Dann ging sie auf den Naschmarkt, kaufte dort Obst und Gemüse, brachte es nach Seewalchen und bereicherte so ihr Sortiment. Ein Segen für die Gäste im aufkommenden Fremdenverkehr. Auch die Kolm-Kinder wurden eingespannt. Im Sommer mussten sie in der Früh mit je einer Tasche Flaschen auf der Balanz des Fahrrades in die Villen und Pensionen ausliefern fahren. „So richtig auf die Ferien gefreut“, erinnert sich der Sohn Hans Kolm, „haben wir uns in dieser Zeit nicht.“
Josefa Kolm war voller Tatendrang und Energie. Sie war nicht nur die treibende Kraft in der Gemischtwarenhandlung, sondern auch in der Molkerei. Es waren Umbauten erforderlich, Geräte wie eine Kühlmaschine, eine Zentrifuge und ein Butterfertiger wurden angekauft.
Auf ca. 70 m² wurden dann pro Tag zwischen 200 und 400 l Milch verarbeitet.
1938
Das Jahr 1938 wurde zum Entscheidungsjahr für den Betrieb. Wegen der allgemeinen Tendenz Kleinbetriebe zu schließen, war auch das Zusperren der Molkerei Kolm schon beschlossene Sache. Aber mit dem Bau der Zellwollefabrik in Lenzing änderte sich die Situation schlagartig. Das entstehende Werk brauchte für seine Arbeiter täglich 1000 l Milch. Eine Menge, die durch Abhof-Verkauf der Bauern nicht bewältigt werden konnte. So erhielt die Molkerei Kolm den Auftrag, diese Menge herzustellen. Kolm wurde aufgefordert, die notwendigen Ausbauarbeiten durchzuführen. Ein Kredit in der Höhe von 40.000 RM musste aufgenommen werden. Die Milchmenge konnte durch die bisherige Zulieferung nicht aufgebracht werden. Das Einzugs- und Versorgungsgebiet wurde per Gesetz erweitert und umfasste nun die Gemeinden Seewalchen (Ost), Lenzing, Timelkam, Schörfling, Weyregg und Weißenbach.
In dieser Zeit wurde der erste Lastwagen, ein ‚Standard‘-LKW mit 750 kg Tragkraft und einem Boxermotor mit etwa 15 PS unter der Ladefläche, angeschafft. Daneben waren mehrere Fuhrwerke angestellt, die für den Transport zur Molkerei und dann zu den Geschäften zuständig waren. Aus der kleinen Molkerei entstand nun ein Betrieb mit bis zu 2000 l Stundenleistung, oft stellten die Beschäftigten 100 kg Butter pro Tag her.
Von 1942 bis 1945 war auch ein externer Betriebsleiter eingesetzt. Die auch in Österreich geltenden marktregelnden Reichsnährstandsgesetze waren nun auch hier gültig.
Für die Molkerei Kolm bedeutete die neue Situation auch eine Reihe von administrativen Problemen. In der Kriegszeit musste alles registriert werden: Mengen, Fettgehalt und die Verwaltung der Bezugsscheine.
Nachkriegszeit
Nach 1945 musste der Milchverkauf weiterhin bewirtschaftet werden. Der Milchwirtschaftsfond hatte die Aufsicht, er kontrollierte die Administration über Monatsberichte, beobachtete Fettgehalt und Schwund. Das Verhältnis zu den Bauern war nicht immer das Beste.
Nach 1950 entstand im Flachgau durch die dortige geringere Produktion von Stangenkäse ein Mehranfall von Milch. Die Molkerei Kolm holte diese und verarbeitete sie in Seewalchen. Die Kapazität stieg nun über 10.000 l je Tag, davon gingen rund 4000 l an andere Molkereien. Der Betrieb war 7 Tage pro Woche geöffnet und rund 15 Beschäftigte fanden in der Molkerei Arbeit.
Anfang der 1950er Jahre nahm die Molkerei Kolm auch die Eis-Großerzeugung in Angriff. Das Eis gab es in Seewalchen, aber auch das gesamte Salzkammergut bis Hallstatt oder auch das Welser Volksfest wurden beliefert. Das ging einige Jahre sehr gut. Probleme mit ausreichenden Tiefkühlschränken beim Transport und in den Gaststätten sowie die aufkommende Konkurrenz (z.B. Eskimo) führten nach einigen Jahren zur Einstellung dieses Geschäftszweiges.
Das Geschäft Kolm – der Anfang des Betriebes - wurde auch im und nach dem Krieg weitergeführt. Anfang der 1950er Jahre heirateten Paula Kolm, eine Tochter des Hauses, und Rudolf Lachinger. Sie bauten das „Kininghaus“ um und eröffneten dort im November 1953 das neue Geschäft Lachinger.
Schließung
1966 - ein weiteres Schicksalsjahr. Der Molkerei war mittlerweile so gewachsen, dass ein Ausbau unumgänglich war. Eine Expansion am bisherigen Standort war aus Platzgründen nicht denkbar. Es hätte also eine neue Molkerei an einem neuen Platz gebaut werden müssen. Hans Kolm, der 1960 die Molkerei von seinen Eltern übernommen hatte, entschloss sich nach mehrfacher fachlicher Beratung und schwerer Entscheidung im Jahr 1966 die Molkerei zuzusperren.
Gerätschaft und Kontingente wurden verkauft, das Einzugs- und Versorgungsgebiet der Seewalchner Molkerei kam zur Molkereigenossenschaft Gmunden.
Hans und Friedl Kolm bauten das Haus völlig um und errichteten eine Fremdenpension mit 20 Betten.
Lage
Quellen:
- Hans Kolm, Seewalchen
- Chronik der Marktgemeinde Seewalchen
(zusammengestellt von Johann Rauchenzauner)