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''' | Die Kaufmannsfamilie '''Gamerith''' aus Eggenburg ließ in [[Seewalchen am Attersee]] das erste Haus mit Flachdach errichten. | ||
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Walter Gamerith (* 30. August 1903 in Eggenburg; † 10. August 1949 in Wien) war ein Maler und Fotograf. Walter Gamerith studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Neben Pariser und italienischen Motiven malte er auch Motive vom Attersee und Eggenburg. Im Jahr 1939 war er an einer Österreich-Schau in Berlin beteiligt. 1944 fand eine Kollektivausstellung mit 46 Arbeiten im Künstlerhaus statt. Die Albertina erwarb einige seiner Arbeiten<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Gamerith Walter Gamerith in der Wikipedia]</ref>. | |||
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Bild: SWN_Unterb_um1935_WPl.jpg|Ansichtskarte mit dem Haus Gamerith aus 1935 | Bild: SWN_Unterb_um1935_WPl.jpg|Ansichtskarte mit dem Haus Gamerith aus 1935 | ||
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* Gutachten des Bundesdenkmalamtes<br/> | * Gutachten des Bundesdenkmalamtes<br/> | ||
* Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur, Residenz-Verlag, 1986 | * Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur, Residenz-Verlag, 1986 |
Aktuelle Version vom 3. Februar 2024, 22:35 Uhr
Die Kaufmannsfamilie Gamerith aus Eggenburg ließ in Seewalchen am Attersee das erste Haus mit Flachdach errichten.
Walter Gamerith
Walter Gamerith (* 30. August 1903 in Eggenburg; † 10. August 1949 in Wien) war ein Maler und Fotograf. Walter Gamerith studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Neben Pariser und italienischen Motiven malte er auch Motive vom Attersee und Eggenburg. Im Jahr 1939 war er an einer Österreich-Schau in Berlin beteiligt. 1944 fand eine Kollektivausstellung mit 46 Arbeiten im Künstlerhaus statt. Die Albertina erwarb einige seiner Arbeiten[1].
Architektur
Das legendäre „Haus am Attersee” (1933/34) wurde vom Architekten Ernst Anton Plischke (1903-1992) geplant. Zusammen mit dem Arbeitsamt in Liesing brachte es ihm 1935 den großen Staatspreis ein.
Der über unregelmäßigen Grundriss errichtete eingeschossige Holzskelettbau passt sich den Höhenlinien des Hügels in Unterbuchberg an, um einerseits den beschränkten Bauplatz auszunützen und um andererseits die Landschaft einzubeziehen.
Plischke gibt selbst eine eindrucksvolle Beschreibung des Hauses: „Der Bau ist ein reiner Holzskelettbau. Um das von den Hügeln herabkommende Wasser nicht aufzufangen, sind die durchlaufenden Steher auf Betonblöcke gestellt. Damit ist eine teure Isolierung vermieden. Um gute Fußbodenwärme zu sichern, besteht der Boden aus einer massiven Platte eng gefügter Baumstämme. Zwischen Zimmerdecke und Dachsparren besteht ein isolierender Luftraum. Die sichtbare Trennung zwischen Decke und Dach ergibt eine auflockernde und klare Differenzierung des Baukörpers. Die durchlaufende Fensterwand steht unabhängig, frei auskragend vor der Skelettkonstruktion....
Der Dachüberhang schützt die Fenster vor der Sommermittagssonne, lässt aber die volle Wintersonne zu. Um den Umriss des Hauses mit dem dahinterstehenden Wald in Einklang zu bringen, wurde während des Entwurfstadiums der Umriss des Hauses in Holzlatten an Ort und Stelle errichtet. Zu gleicher Zeit wurde die Höhe der Fenster als Rahmung der Aussicht mit Hilfe des Gerüstes festgelegt”.
Die innere Raumdisposition ist durch ein Ineinanderübergehen von Wirtschafts-, Wohn- und Arbeitsbereich (Atelier) charakterisiert. An den darin freistehenden Säulen, Unterzügen und Wandstehern lässt sich der Holzskelettbau klar ablesen. Zwischen dem konstruktiven Rahmenwerk und den in weißen Putz ausgeführten, füllenden Wänden ist klar differenziert. Aus der Bauzeit stammende Innentüren mit Beschlägen, sowie Verbundfenster und Scherengittern.
Als „Bauen mit der Landschaft” könnte man die Summe aller dieser Überlegungen bezeichnen.
Die geschichtliche, künstlerische und kulturelle Bedeutung des Objektes liegt darin, dass es sich um ein für diesen Standort unter Einbeziehung der Landschaft konzipiertes, im Salzkammergut einzigartiges Landhaus aus der Zwischenkriegszeit handelt, das die auf Adolf Loos und Bauhaus fußende funktionalistische Richtung der avantgardistischen Moderne vertritt. Überdies lassen sich am Bau jene Grundsätze der für Villen bezeichnenden Architekturauffassung E. A. Plischkes ablesen, wie das Asymmetrische der Gesamtlage, das Plastische des auskragenden Baukörpers und die Verbindung von Architektur und Landschaft.
Auch die Möbel für das Haus wurden von Plischke entworfen.
Friedrich Achleitner schreibt: „Das Haus, das zu den schönsten Beispielen eines „Bauens in der Landschaft” zählt, steht dem heutigen Selbstverständnis eines landschaftsverbundenen Bauens diametral gegenüber. Das Missverständnis liegt darin begründet, dass man unter Landschaft heute nicht mehr die elementaren Qualitäten der Natur (zu denen der Städter der dreißiger Jahre seine eigene Beziehung hatte) versteht, sondern damit auch einen Kulturbegriff verbindet. Das heißt, ein Haus, das „nur” auf Topographie, Sonne, Aussicht, Wind, Klima oder auf die Landschaft als Raum reagiert, wird, wenn es nicht auch baukulturelle Elemente in sich aufnimmt, einfach als Fremdkörper empfunden. Man nimmt sich auch nicht die Mühe, die baukulturelle Substanz einer Landschaft zu definieren (sie wäre im Atterseegebiet schon seit fast hundert Jahren eine bürgerlich städtische), aber man glaubt sich richtig zu verhalten, wenn man sich nur entsprechend krachledernd benimmt.“
Besitzer
Um 1968 erwarb der Linzer Anwalt Dr. Arno Figl das Anwesen, der das Haus (in Zusammenarbeit mit Plischke) sanieren ließ.
1995 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt.
Friedrich Achleitner bezeichnet in seiner Bestandsaufnahme über die österreichische Architektur im Jahr 2000: „Ein Schlüsselwerk der österreichischen und europäischen Moderne mit besonderem Bezug auf die landschaftliche Situation, über die Zeit hinweg erstklassig und authentisch erhalten.”
Dr. Figl ließ durch das Architekturbüro Luger und Maul unterhalb des Hauses Gamerith zusätzlich eine moderne Villa errichten.
Bildergalerie
Lage
Quellen:
- Gutachten des Bundesdenkmalamtes
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur, Residenz-Verlag, 1986