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Das Haus [[Hauptstraße in Seewalchen|Hauptstraße]] 4 in [[Seewalchen am Attersee]] wurde erstmals im Jahr 1537 erwähnt. | [[Bild: SWN_H_Hauptstr_4_23_2015_a_GCh.jpg|thumb|Das Döberlhaus mit dem Brunnen in der Gemeindechronik. (Die Erklärung wurde vom Chronisten [[Josef Nöhmer]] angefügt.)]] | ||
Das Haus [[Hauptstraße in Seewalchen|Hauptstraße]] 4 in [[Seewalchen am Attersee]] wurde erstmals im Jahr 1537 erwähnt. Von Juni 2015 bis Mai 2020 befand sich dort die sogenannte '''Bandlkramerey''' der Familie [[Tostmann Trachten|Tostmann]], ein Cafe mit Veranstaltungsräumen und einem Museum. Die Familie Tostmann hat sich entschlossen, nach dem Ende der Corona-Maßnahmen für Gaststätten, das Café nicht mehr aufzusperren. Schließlich verkaufte die Familie Tostmann das Gebäude. Das Cafe wurde durch eine Pächterin wieder geöffnet.<br/>[[Adolf Kurz|Bandlkramer]] waren früher fahrende Kaufleute, aber auch einfache Gemischtwarenläden wurden oft herabwürdigend Bandlkramereien genannt. | |||
==Püchsenmaister- oder Kochprunn Guetl== | ==Püchsenmaister- oder Kochprunn Guetl== | ||
Schon in alten Schriften wird das Haus als „Püchsenmaister- oder '''Kochprunn Guetl'''“ bezeichnet. Offensichtlich bestand hier seit über 500 Jahren der '''Dorfbrunnen''' mit gutem Wasser. <br/> | Schon in alten Schriften wird das Haus als „Püchsenmaister- oder '''Kochprunn Guetl'''“ bezeichnet. Offensichtlich bestand hier seit über 500 Jahren der '''Dorfbrunnen''' mit gutem Wasser. <br/> | ||
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*im 20. Jhd. ein Friseur, ein Schlosser, ein Schuster und eine Gemischtwarenhandlung. | *im 20. Jhd. ein Friseur, ein Schlosser, ein Schuster und eine Gemischtwarenhandlung. | ||
<small>Quelle: Informationsstafel in der Bandlkramerey.</small> | <small>Quelle: Informationsstafel in der Bandlkramerey.</small> | ||
==Krämerei== | ==Krämerei== | ||
Schon 1827 wird hier von einer Krämerei berichtet. <br/> | Schon 1827 wird hier von einer Krämerei berichtet. <br/> | ||
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So befanden sich im Lauf der Jahrzehnte neben Wohnungen für die Familie eine Tischlerei (Franz Roither war Tischler), ein Schuster und ein Schlosser (Franz Sumereder) im Gebäude. Am längsten blieb das Friseurgeschäft im Haus: zuerst hatte ein Herr Nömayr hier seinen Salon. Danach führten Karl und Herta Russ ihr Geschäft von 1955 bis 1992. Dann kamen noch einige Pächter, die aber nur kurze Zeit blieben. <br/> | So befanden sich im Lauf der Jahrzehnte neben Wohnungen für die Familie eine Tischlerei (Franz Roither war Tischler), ein Schuster und ein Schlosser (Franz Sumereder) im Gebäude. Am längsten blieb das Friseurgeschäft im Haus: zuerst hatte ein Herr Nömayr hier seinen Salon. Danach führten Karl und Herta Russ ihr Geschäft von 1955 bis 1992. Dann kamen noch einige Pächter, die aber nur kurze Zeit blieben. <br/> | ||
Auch das Geschäft im vorderen Teil wurde vermietet. Nachdem der Pächter, Kaufmann Miko im Krieg fiel, führte zuerst Elisabeth und dann ihre Tochter Frieda den Gemischtwarenhandel. 1978 schloss sie ihr Geschäft und die Bäckerei Oberndorfer eröffnete dort eine Filiale. Erst mit Beginn der Umbauarbeiten 2013 übersiedelte diese in das Haus Hauptstraße 14. | Auch das Geschäft im vorderen Teil wurde vermietet. Nachdem der Pächter, Kaufmann Miko im Krieg fiel, führte zuerst Elisabeth und dann ihre Tochter Frieda den Gemischtwarenhandel. 1978 schloss sie ihr Geschäft und die Bäckerei Oberndorfer eröffnete dort eine Filiale. Erst mit Beginn der Umbauarbeiten 2013 übersiedelte diese in das Haus Hauptstraße 14. | ||
Im Jahr 2011 verkauften die Erben der Familie Ebetsberger das Haus an die Familie Tostmann. Diese begannen im September 2013 mit Umbauarbeiten, wobei der Wunsch der Erhaltung alter Bauelemente eine große Bedeutung hatte. Im Juni 2015 wurde das Café eröffnet, ein Trachtenmuseum | Im Jahr 2011 verkauften die Erben der Familie Ebetsberger das Haus an die Familie Tostmann. Diese begannen im September 2013 mit Umbauarbeiten, wobei der Wunsch der Erhaltung alter Bauelemente eine große Bedeutung hatte. Im Juni 2015 wurde das Café eröffnet, ein Trachtenmuseum folgte. Nach der Corona-Pandemie wurde das Haus verkauft. Das Cafe wird durch eine Pächterin geführt. | ||
==Notburga von Rattenberg== | ==Notburga von Rattenberg== | ||
[[Bild: SWN_H_Hauptstr_4_Notburga.jpg |thumb|right | [[Bild: SWN_H_Hauptstr_4_Notburga.jpg |thumb|right|Die Statue der hl. Notburga an der Bandlkramerey]] | ||
Früher war es üblich, dass an den Häusern Bilder oder kleine Statuen von [[Hausheilige in Seewalchen|„Hausheiligen“]] angebracht wurden. Der hl. Florian oder auch Christophorus, Anton oder Sebastian war hier sehr beliebt. Die Familie Tostmann hat nach dem Umbau eine Statue der hl. Notburga von Rattenberg angebracht. <br/> | Früher war es üblich, dass an den Häusern Bilder oder kleine Statuen von [[Hausheilige in Seewalchen|„Hausheiligen“]] angebracht wurden. Der hl. Florian oder auch Christophorus, Anton oder Sebastian war hier sehr beliebt. Die Familie Tostmann hat nach dem Umbau eine Statue der hl. Notburga von Rattenberg angebracht. <br/> | ||
Notburga war Dienstmagd und lebte im 13. Jh. in Tirol. Sie wird heute als Patronin der Bauern, Dienstmägde und der Armen sowie aller Dienenden; der Arbeitsruhe, Sonntagsruhe und des Feierabends; für eine glückliche Geburt; bei Viehkrankheiten und allen Nöten der Landwirtschaft verehrt und gebeten. <br/> | Notburga war Dienstmagd und lebte im 13. Jh. in Tirol. Sie wird heute als Patronin der Bauern, Dienstmägde und der Armen sowie aller Dienenden; der Arbeitsruhe, Sonntagsruhe und des Feierabends; für eine glückliche Geburt; bei Viehkrankheiten und allen Nöten der Landwirtschaft verehrt und gebeten. <br/> | ||
Dargestellt wird Notburga als Brot austeilende Magd, mit Milchkrug und Sichel (oft schwebend über ihren Kopf), gekleidet ist sie in Tracht mit Schürze. Daher bemühten sich die österreichischen Trachten- und Heimatverbände um ihre Ernennung zur „Trachtenheiligen“. Schließlich erteilte die österreichische Bischofskonferenz im März 2008 den „Trachtlern“ die Erlaubnis, die heilige Notburga als Patronin zu verehren. | Dargestellt wird Notburga als Brot austeilende Magd, mit Milchkrug und Sichel (oft schwebend über ihren Kopf), gekleidet ist sie in Tracht mit Schürze. Daher bemühten sich die österreichischen Trachten- und Heimatverbände um ihre Ernennung zur „Trachtenheiligen“. Schließlich erteilte die österreichische Bischofskonferenz im März 2008 den „Trachtlern“ die Erlaubnis, die heilige Notburga als Patronin zu verehren. | ||
== Lage == | |||
*[https://www.google.com/maps/d/u/0/edit?mid=1jWRj7lIRJMIlBXaY2XDo1L0HQVK1Rgx0&ll=47.952278705163955%2C13.584953550000023&z=15 D'''ie Gebäude mit Haustafeln in Seewalchen auf Google Maps'''] | |||
==Quellen und Weblinks:== | ==Quellen und Weblinks:== | ||
*[ | *[https://tostmann.at/das-cafe/ Webpräsenz Tostmann] | ||
*Informationstafeln in der Bandlkramerey | *Informationstafeln in der Bandlkramerey | ||
*Regine Karl: Vorabdruck: Das Büchsenmeistergütl (in der Zeitschrift „Mölkerstiege“ in mehreren Teilen) | *Regine Karl: Vorabdruck: Das Büchsenmeistergütl (in der Zeitschrift „Mölkerstiege“ in mehreren Teilen) | ||
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[[Kategorie:Seewalchen am Attersee]] | [[Kategorie:Seewalchen am Attersee]] | ||
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Aktuelle Version vom 23. Oktober 2023, 21:36 Uhr
Das Haus Hauptstraße 4 in Seewalchen am Attersee wurde erstmals im Jahr 1537 erwähnt. Von Juni 2015 bis Mai 2020 befand sich dort die sogenannte Bandlkramerey der Familie Tostmann, ein Cafe mit Veranstaltungsräumen und einem Museum. Die Familie Tostmann hat sich entschlossen, nach dem Ende der Corona-Maßnahmen für Gaststätten, das Café nicht mehr aufzusperren. Schließlich verkaufte die Familie Tostmann das Gebäude. Das Cafe wurde durch eine Pächterin wieder geöffnet.
Bandlkramer waren früher fahrende Kaufleute, aber auch einfache Gemischtwarenläden wurden oft herabwürdigend Bandlkramereien genannt.
Püchsenmaister- oder Kochprunn Guetl
Schon in alten Schriften wird das Haus als „Püchsenmaister- oder Kochprunn Guetl“ bezeichnet. Offensichtlich bestand hier seit über 500 Jahren der Dorfbrunnen mit gutem Wasser.
Mit Errichtung der Ortswasserleitung am Beginn des 20 Jh. und den damit verbundenen Hausanschlüssen verlor der Brunnen an Bedeutung. Wahrscheinlich wurde der Brunnen in den 1940er Jahren im Zuge eines Straßenumbaus stillgelegt.
Büchsenmeister
Ein Büchsenmeister war ab der Mitte des 14. Jahrhunderts ein angesehener Handwerker, der sich – wie der Name schon sagt – mit der Herstellung und Bedienung von Feuerwaffen beschäftigte. Meist waren es Handwerker, die aus der Metallverarbeitung kamen und sich auf die Herstellung und Reparatur von Handbüchsen und anderen Feuerwaffen spezialisierten.
Welcher Zusammenhang mit dem Haus Seewalchen, Hauptstraße 4, besteht, bedarf noch einer Klärung.
Büchsenmeistergütl Haus Nr. 30 (heute Hauptstraße 4)
Das Haus wurde im Lauf der Jahre oftmals verkauft, vererbt oder versteigert. Üblich war bis ins 20. Jahrhundert, dass der Großteil der Menschen in einem Ort wie Seewalchen neben ihrer handwerklichen Tätigkeit auch eine kleine Landwirtschaft für den Eigenbedarf betrieben. Im hinteren Teil ihrer Häuser befanden sich die Stallungen und Vorratsräume, zum Haus gehörten Garten, Acker und Wiese. (Subsistenzlandwirtschaft).
Am Haus Nr. 30 waren unter anderem
- 1619 ein Wirt
- 1698 ein Schullehrer
- 1748 ein Papiermacher
- 1808 ein Leinweber
- 1827 ein Schneidermeister und Krämer
- 1840 ein Weber
- 1919 ein Tischler
- im 20. Jhd. ein Friseur, ein Schlosser, ein Schuster und eine Gemischtwarenhandlung.
Quelle: Informationsstafel in der Bandlkramerey.
Krämerei
Schon 1827 wird hier von einer Krämerei berichtet.
Im Jahr 1839 kaufte der Kematinger Jakob Raminger das Büchsenmeistergütl. Er dürfte die bestehende Krämerei weitergeführt haben, 1861 heiratete die „Krämerstochter“ Maria Raminger den Kaufmann Franz Döberl aus Mauthausen. Im selben Jahr erfolgt die Übergabe, wobei der Wert mit 1600 fl. angegeben wurde.
Döberl war ein rühriger Mann und erweiterte das Gebäude um einen Stock mit mehreren Fremdenzimmern. Döberl galt auch als „Streithansl“, der eine Menge von Prozessen, häufig gegen seinen Nachbarn, den Pfarrprovisor, führte.
Er war zweimal verheiratet, aus seiner zweiten Ehe stammte die Tochter Maria. Ihr und ihrem Mann Georg Leitner wurde das damals gut florierende Haus im Jahr 1910 übergeben. Maria starb früh und Georg musste in den Krieg. Heimgekehrt, verkaufte er das Büchsenmeistergütl.
Roither Haus
Im Mai 1919 wurde der Kaufvertrag zwischen Leitner und der Familie Franz und Elisabeth Roither aus Nußdorf abgeschlossen. Die Familie hatte vier Töchter. Franz Roither verstarb 1927, für die Hinterbliebenen war es gerade in der Zeit wirtschaftlicher Not schwierig, über die Runden zu kommen.
Durch Verkauf von Grundstücken und Vermieten von Räumen gelang dies einigermaßen.
So befanden sich im Lauf der Jahrzehnte neben Wohnungen für die Familie eine Tischlerei (Franz Roither war Tischler), ein Schuster und ein Schlosser (Franz Sumereder) im Gebäude. Am längsten blieb das Friseurgeschäft im Haus: zuerst hatte ein Herr Nömayr hier seinen Salon. Danach führten Karl und Herta Russ ihr Geschäft von 1955 bis 1992. Dann kamen noch einige Pächter, die aber nur kurze Zeit blieben.
Auch das Geschäft im vorderen Teil wurde vermietet. Nachdem der Pächter, Kaufmann Miko im Krieg fiel, führte zuerst Elisabeth und dann ihre Tochter Frieda den Gemischtwarenhandel. 1978 schloss sie ihr Geschäft und die Bäckerei Oberndorfer eröffnete dort eine Filiale. Erst mit Beginn der Umbauarbeiten 2013 übersiedelte diese in das Haus Hauptstraße 14.
Im Jahr 2011 verkauften die Erben der Familie Ebetsberger das Haus an die Familie Tostmann. Diese begannen im September 2013 mit Umbauarbeiten, wobei der Wunsch der Erhaltung alter Bauelemente eine große Bedeutung hatte. Im Juni 2015 wurde das Café eröffnet, ein Trachtenmuseum folgte. Nach der Corona-Pandemie wurde das Haus verkauft. Das Cafe wird durch eine Pächterin geführt.
Notburga von Rattenberg
Früher war es üblich, dass an den Häusern Bilder oder kleine Statuen von „Hausheiligen“ angebracht wurden. Der hl. Florian oder auch Christophorus, Anton oder Sebastian war hier sehr beliebt. Die Familie Tostmann hat nach dem Umbau eine Statue der hl. Notburga von Rattenberg angebracht.
Notburga war Dienstmagd und lebte im 13. Jh. in Tirol. Sie wird heute als Patronin der Bauern, Dienstmägde und der Armen sowie aller Dienenden; der Arbeitsruhe, Sonntagsruhe und des Feierabends; für eine glückliche Geburt; bei Viehkrankheiten und allen Nöten der Landwirtschaft verehrt und gebeten.
Dargestellt wird Notburga als Brot austeilende Magd, mit Milchkrug und Sichel (oft schwebend über ihren Kopf), gekleidet ist sie in Tracht mit Schürze. Daher bemühten sich die österreichischen Trachten- und Heimatverbände um ihre Ernennung zur „Trachtenheiligen“. Schließlich erteilte die österreichische Bischofskonferenz im März 2008 den „Trachtlern“ die Erlaubnis, die heilige Notburga als Patronin zu verehren.
Lage
Quellen und Weblinks:
- Webpräsenz Tostmann
- Informationstafeln in der Bandlkramerey
- Regine Karl: Vorabdruck: Das Büchsenmeistergütl (in der Zeitschrift „Mölkerstiege“ in mehreren Teilen)
- Chronik der Marktgemeinde Seewalchen
- Heiligenlexikon
- OÖ Nachrichten - Ein Fest für die Trachtenheilige und Beschützerin der Sonntagsruhe
(zusammengestellt von Johann Rauchenzauner)