Nußdorfer Dorfleben 1860-1960: Unterschied zwischen den Versionen

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Bild:Kollerhof 1934.jpg|Kollerhof (Morizenbauer) Nußdorf 1934
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Bild:Niedermayrhof mit Leuten 1947.JPG| Niedermayrhof 1947 - gegenseitige Abhängigkeiten bestimmen das Leben auf dem Bauernhof
Bild:Niedermayrhof mit Leuten 1947.JPG| Niedermayrhof 1947 - gegenseitige Abhängigkeiten bestimmen das Leben auf dem Bauernhof
Bild:ViktorAdler.jpg|Der Parteigründer der SPÖ, Viktor Adler erholte sich in Nußdorf
Bild:ViktorAdler.jpg|Der Parteigründer der SPÖ, Viktor Adler, erholte sich in Nußdorf
Bild:KurtWaldheim1973.jpg|Die Familie von Dr. Kurt Waldheim wählte Nußdorf zu ihrer zweiten Heimat
Bild:KurtWaldheim1973.jpg|Die Familie von Dr. Kurt Waldheim wählte Nußdorf zu ihrer zweiten Heimat
Bild:Hans Dichand.jpg|Der erfolgreiche Zeitungsherausgeber Hans Dichand verbrachte viele Sommerurlaube in Parschallen
Bild:Hans Dichand.jpg|Der erfolgreiche Zeitungsherausgeber Hans Dichand verbrachte viele Sommerurlaube in Parschallen

Version vom 5. Januar 2011, 11:32 Uhr

Ansicht von Nußdorf um 1910

Dieser Artikel versucht den Alltag und das gesellschaftliche Leben in Nußdorf von 1860 bis 1960 anhand von Fotografien und Erinnerungen aus dieser Zeit zu schilden.

Einleitung

Nussdorf am Attersee war bis ins 20. Jahrhundert vom bäuerlichen Alltag geprägt. Die Beschaffung der fundamentalen Lebensgrundlagen nahm den größten Teil der Zeit und der Arbeitskraft in Anspruch. Die zum bescheidenen Leben nötigen Dinge wurden weitgehend im Ort selbst hergestellt. Die gegenseitige Abhängigkeit bewirkte einen gesellschaftlichen Zusammenhalt, der in Nachbarschaftshilfe, sowie in Brauchtum und Festen seinen Ausdruck fand.

Mit dem Beginn des Fremdenverkehrs im 19. Jahrhundert kam die Bevölkerung schon früh mit bis dahin Unbekanntem in Berührung und reagierte sehr aufgeschlossen. Im Tagebuch des Michl Wiesinger 1830 - 1895 steht vermerkt: „Welt Ausstellung in Wien war ich und der Gruber, Resch, Domibauer, Winterleittner in der Fronleichnams Wochen 1873“. Überregionaler Handel mit Produkten aus dem Dorf gehörte zur Normalität. Die Ursprünge einer heute noch bestehenden Gerberei am Nussdorfer Bach gehen vermutlich bis ins 13. Jahrhundert zurück. Gesägtes Holz wurde bis Wien und Budapest geflößt. Johann Nußdorfer, der 1872 die Niedermayrsäge gründete, versuchte sich auch als Züchter von Seidenraupen. Dazu legte er einen Garten mit Maulbeerbäumen an. Dieser Versuch scheiterte aber an den klimatischen Bedingungen.

Bereits vor 1900 mieteten sich während der Sommermonate erholungssuchende „Sommerfrischler“ in die Bauernhäuser ein. Überwiegend gutsituierte Wiener Familien kamen mitsamt ihrem Bedienungspersonal nach Nussdorf. Darunter namhafte Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Wirtschaft. Zum Beispiel der Armenarzt Viktor Adler, der am Parteitag vom 30. Dezember 1888 bis zum 1. Jänner 1889 im niederösterreichischen Hainfeld die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) gründete. Seine Frau Emma Adler (1858-1935) saß dem Maler E.Oberhauser für ein Marienbild in der Pfarrkirche Nußdorf Modell. Dieses Bild wurde 1989 anlässlich des 100-jährigen Bestehens der SPÖ in Wien ausgestellt. Die Sommerfrischlerfamilien waren vor dem Tourismusboom der 1960er Jahre in die Dorfgemeinschaft so integriert, dass sie bei den traditionellen Sommerfesten ebenso mitwirkten wie die einheimische Bevölkerung. Von einer Plätte vor dem Nußdorfer Landungsplatz wurden imposante Feuerwerke in den nächtlichen Atterseehimmel gezeichnet, die über dem ganzen See zu sehen waren.

Auf landwirtschaftlich minderwertig angesehenen Seeufergrundstücken wurden die ersten Ferienhäuser und Villen errichtet. Der kaiserliche Diplomat Eugen Freiherr von Ransonnet-Villez (* 1838 Wien, † 1926 Nußdorf am Attersee) war ein Pionier des örtlichen Fremdenverkehrs. Er war der Gründer des Union Yachtclub Attersee,[1] des ältesten Segelclubs Österreichs, und Initiator zahlreicher Tourismuseinrichtungen. Der Ransonnet-Themenweg in Nußdorf vermittelt einen Eindruck von seinem Leben und seinem vielseitigen Wirken. Nach 1945 verbrachten unter anderem der UNO-Generalsekretär, Aussenminister und Bundespräsident Dr. Kurt Waldheim und der Verleger Hans Dichand (Kronen-Zeitung) ihre Ferien in Nußdorf. Der deutsche Bundeskanzler und "Kanzler der deutschen Einheit" Helmut Kohl und andere Politiker aus aller Welt waren regelmäßige Besucher bei der Familie Waldheim.

Walter Großpointner, der mit seiner Frau Elisabeth das Gasthaus „Dorfstube“ in Nußdorf am Attersee betrieb, sammelte über Jahrzehnte alte Ansichten, Fotografien und Texte aus Nussdorf und Umgebung. Sie erlauben einen Einblick in das dörfliche Leben in der Zeit von etwa 1860 bis 1960. Die Fotografien sind nach Themen und nach dem Alter geordnet und erläutert. So werden bei einigen Aufnahmen auch die Veränderungen im Lauf der Zeit deutlich.

Die Ansichten der Nußdorfer Häuser ab 1890 und ihre Veränderungen sind in einem eigenen Artikel behandelt.

Die Dorfgemeinschaft

Die Nußdorfer „Herrenbauern“ schafften in der Früh die Arbeit an und gingen dann zum Bürgertag ins Wirtshaus, zum Bräu oder zum Fleischhacker. So ist es überliefert und mag es wohl im 19. Jahrhundert gewesen sein. Insbesondere nach 1945 hat sich die Lage stark und schnell verändert. Die wenigen Dienstboten, die vom Krieg heimkamen orientierten sich neu und suchten ein besseres Leben als Arbeiter in den Industriebetrieben der Umgebung. Durch die Hochkonjunktur wurde die Arbeitskraft für Tätigkeiten in der Landwirtschaft nicht mehr leistbar. Der einzige Ausweg war die Anschaffung technischer Hilfsmittel und ein extrem hoher Arbeitseinsatz der Bauernfamilie. Die maschinelle Ausstattung war noch nicht und die Dienstboten nicht mehr da.

Mit dem aufblühenden Tourismus, der in den 1970er Jahren seinen Höhepunkt erreichte, entstanden auf einigen Wiesen und Feldern am Seeufer große Campingplätze. Pensionen, Fremdenzimmer und Ferienwohnungen wurden gebaut, Hotels und Gasthöfe erweitert. Seit der Jahrtausendwende gibt es kaum mehr bewirtschaftete Bauernhöfe im Dorfgebiet von Nußdorf. Viele Wiesen und Felder sind verpachtet oder wurden als Bauland für Ferienhäuser verkauft. Ein Golfplatz[2] ist zwischen Nußdorf und Attersee entstanden. Die Besitzer der stattlichen Höfe verdienen sich ihren Lebensunterhalt anderwärtig. Trotzdem ist ein gewisser gesellschaftlicher Zusammenhalt geblieben, wie die aktiven Vereine und die gemeinsamen Feste und Veranstaltungen zeigen.

Bäuerliches Arbeitsleben

Im und ums Haus

An jedem der Nußdorfer Bauernhöfe waren mehrere Dienstboten, Mägde und Knechte beschäftigt. Alljährlich zu Lichtmess, den 2. Februar, mussten sie vom Bauern „angehalten“, also zum Weiterverbleib im nächsten Jahr aufgefordert werden. Wurde ein Dienstbote an diesem Tag nicht angehalten, hatte er ohne weitere Aufforderung den Hof zu verlassen. Der Hausknecht oder „Hausl“ bei den Knechten und das "Hausmensch" bei den Mägden teilten die Arbeit ein. Sie waren die Vorarbeiter bzw. Vorarbeiterinnen. Im Haus war viel zu tun. Die Stall- und die Hausarbeiten mussten verrichtet und das Vieh versorgt werden. Gerätschaften und Werkzeug wurden großteils am Hof instand gehalten. Es wurde geschlachtet, das Fleisch aufgearbeitet, geselcht und konserviert, es gab weder Gefriertruhe noch Kühlschrank. Auf die Schlachtzeit freuten sich alle im Haus. Innereien, Blunzn (Blutwurst) und andere wenig haltbare Fleischteile wurden zu köstlichen Mahlzeiten verkocht.

Die Milch wurde mit der "Milchmaschine" in Magermilch und Rahm geschleudert, zu Butter verarbeitet und die Magermilch an die Kälber verfüttert. Jeder Bauernhof hatte einige Milchkundschaften aus der Nachbarschaft, die täglich abends mit der „Milchpitschn“ die Milch holten. Überzählige Hühnereier wurden in eine Kalkbrühe eingelegt um die Zeiten zu überbrücken, in denen die Hühner keine Eier in ihre Nester legten.

Etwa alle zwei Wochen wurde Brot gebacken. Frisches Brot kam selten auf den Tisch um den Appetit in Grenzen zu halten. Die "Aschenzelten", kleine Schwarzbrotfladen, die im auskühlenden Backofen halb durchgebacken und mit Butter und Salz gegessen wurden, waren ein Geschmackserlebnis. Obst und andere Früchte wurden in Gläsern konserviert (eingerext), zu Most gepresst, zu Schnaps gebrannt. Birnen und Zwetschken wurden im "Dörrhäusl" zu "Kletzen" und "Dierde Zwetschken" gedörrt. Kraut wurde gehobelt und zu Sauerkraut eingemacht. Aus den Bauerngärten kamen nicht nur die verschiedensten Gemüse und Gewürze, sondern nicht selten auch Heilkräuter und Blumen.

Der Arbeitstag begann um fünf Uhr früh, im Sommer manchmal schon früher, und endete mit der Stallarbeit um etwa sieben Uhr abends. Auf die Einhaltung der Mahlzeiten wurde großer Wert gelegt. Hat die Bäurin vergessen die Jause zur Waldarbeit mitzugeben, so wurde erzählt, sind die Dienstboten zwar ohne Jause fort gegangen, haben aber auf dem Weg gleich wieder umgedreht um zur Jausenzeit wieder daheim zu sein. Die ohnehin bescheidenen Gewohnheitsrechte sollten verständlicherweise nicht auch noch geschmälert werden.

Um sieben Uhr früh gab es die sogenannte „Saure Suppen“ – eine Milchsuppe mit Brotschnitzeln, etwas Rahm und Kümmel. Um neun Uhr die sogenannte „Neinern“, mit geselchtem Fleisch, Brot, Butter, Bratlfett und Ähnlichem. Zum Mittagessen um elf Uhr wurde ausgiebiger gekocht. Abhängig von der Jahreszeit verschiedene Fleischspeisen, manchmal auch Mehlspeisen. Vielfalt und Qualität war von Haus zu Haus unterschiedlich, wobei sich die Kunst der Köchin schnell herumsprach. Um drei Uhr war die „Jausen“ angesagt, die mit der „Neinern“ vergleichbar war und abends zwischen fünf und sieben Uhr wurde wieder „gesüppelt“ wie in der Früh. Zum Trinken gab es meistens Most oder Milch, später auch Kakao und Feigenkaffee, meistens zu Rohrnudeln (Wuchteln) dazu.

Jeder hatte seinen festen Platz am Tisch und sein eigenes Besteck. Messer, Gabel und Löffel wurden nicht gewaschen sondern nur abgewischt und in eine Lederschlinge unter dem Tisch gesteckt. Vom mittäglichen Tischgebet blieb infolge der zahllosen Wiederholungen nur mehr ein unverständliches Gemurmel. Erst nach dem abschließenden „Vatersohnesheilingeistesamen“, während der Daumen zum Zeichen der Bekreuzigung eine Schlangenlinie von der Stirn über Nase und Kinn bis zur Brust beschrieb, durfte mit dem Essen begonnen werden.

Neben der Land- und Forstwirtschaft musste die Bauernfamilie noch die Molkerei, Metzgerei, Bäckerei, Obstbau, Gartenbau, Schnapsbrennerei, Mostherstellung, das Obstdörren und alle möglichen Formen der Haltbarmachung von Lebensmitteln sowie die Groß- und Kleintierhaltung beherrschen und oft sogar den teuren Tierarzt ersetzen. Krankheiten wurden vorwiegend mit Hausmitteln behandelt. Dazu musste der Bauer auch noch ein guter Kaufmann und Menschenkenner sein, sich in Grundbuchs- und Rechtsfragen auskennen und seine Grundstücksgrenzen genau im Auge behalten. Die Herstellung und Instandhaltung vieler technischer Hilfsmittel erforderte Geschick und Einfallsreichtum. Um einen Bauernhof erfolgreich zu bewirtschaften, war ein enorm umfangreiches Fachwissen, ein vielschichtiges Verständnis und permanente Übung erforderlich. Diese Fähigkeiten wurden ohne viel Schulbildung von Generation zu Generation weitergegeben und von Kind auf praktiziert. Ein Bauernhof bildete einen komplexen, biologisch verträglichen Kreislauf, der sich über Jahrhunderte hinweg erhalten konnte ohne der Umwelt zu schaden.

Regelmäßig kamen Handwerker auf die Ster. Der Sattler reparierte das Roßzeug, der Faßbinder richtete die Fäßer für den frischen Most, der Glaserer zerbrochene Fensterscheiben. Hin und wieder zogen Scherenschleifer, Häfenflicker und reisende Kaufleute durch. Legendär war der "Kurz Adi", der in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg seinen kleinen Leiterwagen hinter sich her zog und allerhand Krimskrams, vom Nähzeug, über Süßigkeiten bis zum Zündholz verkaufte. Er konnte fürchterlich fluchen, wenn sich Kinder mit ihm Späße erlaubten.

Auf den Wiesen

Ein üblicher Bauernhof in Nußdorf hatte etwa zwanzig Stück Rindvieh, zwei Pferde und zehn Schweine zu versorgen, die von Frühjahr bis Herbst mit Gras und im Winter mit Heu und Grummet gefüttert wurden. Die Pferde bekamen noch Haferschrot dazu und die Schweine gedämpfte Erdäpfel und Küchenabfälle, Schrot und warmem Wasser, dem sogenannten „Sautraung“. Zeitweise wurden zerschnitzelte Futterrüben (Runkel) dazu gemischt. Um das Heu im Frühsommer und das Grummet (Groamat) im Spätsommer als Wintervorrat auf den Heuboden zu bringen war mühsame Handarbeit erforderlich.

Auf den Feldern

Bei der Getreideernte, dem Droadmahn, war die Arbeit meist so verteilt, dass die Männer mit der Sense das Korn mähten, die Frauen banden die Garben zusammen und die Kinder mussten beim Kornmandl aufstellen die Garben aufrecht halten. Nach einigen Wochen und schönem Wetter wurden die Getreidegarben heim auf den Troadboden gebracht, wo sie bis zum Dreschen lagerten. Auf die abgeernteten Felder wurde Jauche und Mist ausgebracht (geadelt und mistgfiad), der Mist ausgebreitet (mistbroat), gepflügt (umgfahrn) und geeggt (brott). Im nächsten Frühjahr war wieder Zeit zum sähen. Neben Weizen, Roggen (Korn), Hafer, Gerste wurden auch Kartoffeln (Erdäpfel), Kraut und Futterrüben (Runkeln) angebaut. Für die Schulkinder rochen die umgefahrenen Felder nach Schulanfang.

Dreschen

Die Druschtage im Herbst waren eine Herausforderung für jeden Hof. Das Dreschen war nicht nur eine sehr staubige, sondern auch eine lustige Arbeit, bei der alle im Dorf zusammenhalfen. Der Antrieb der großen Dreschmaschine erfolgte mit einer Dampfmaschine über einen langen Lederriemen. Die Maschinen wurden mit Pferden von Hof zu Hof gezogen. Die jungen Mädchen waren stets Ziel von Späßen der Burschen. Alle Leute wurden verköstigt und am Abend wurde in der Stube musiziert, getanzt und gespielt. Der „Maschintanz“ wurde zur Tradition.

Wald- und Holzarbeit

Der Wald war die Sparkasse der Bauern. In der Zeit des Wiederaufbaues nach dem 2. Weltkrieg war Holz sehr gefragt und erzielte in den sogenannten Wirtschaftswunderjahren gute Preise. Das erleichterte den Bauern die teuren Anschaffungen für landwirtschaftliche Maschinen und die Finanzierung touristischer Einrichtungen. Die Wald- und Holzarbeit und das Holzfuhrwerk waren besonders bei Windwurfereignissen sehr gefahrvoll. Die Marterl für verunglückte Waldarbeiter in den Nußdorfer Wäldern geben Zeugnis davon.

Arbeitsleben der Handwerker

Neben den Bauernhöfen war das Handwerk, das oft gemeinsam mit kleinen Bauernsacherln betrieben wurde, ein wesentlicher Teil der Dorfgemeinschaft. Hier wurde hergestellt, was die Leute zum Leben brauchten. Die Müller, Bäcker, Schuster, Schneider, Tischler, Bau- und Zimmerleute, Lederer, Schmiede, Wagner, Säger, Köhler, Sattler, Schindelmacher und andere waren wichtige Handwerker. Die Kaufleute im Ort verkauften, was im Dorf selbst nicht hergestellt und oft über Bahn und Schiff herangeschafft wurde. Im Tagebuch des Michl Wiesinger 1830 - 1895 wird neben dem bäuerlichen auch das handwerkliche Leben in Nußdorf anschaulich beschrieben.

Brauchtum und Vereine

Das Brauchtum hatte auch in Nußdorf viele Erscheinungsformen, auf die im AtterWiki mit eigenen Artikeln eingegangen wird, wie Bräuche beim Hausbau, Fronleichnamsfest, Heilige Grab, Segenszeichen der Bauern, Totenbräuche, Hochzeitsbräuche im Attergau.

Die nachstehenden Fotografien zeigen das Maibaumsetzen alljährlich am Vorabend des 1. Mai und das Rafenstehlen anlässlich des Dachstuhlsetzens beim Hausbau. Um den Dachstuhl fertig machen zu können, brauchte der Bauherr auch den letzten Sparren (Rafen). Er wurde ihm meist von den Nachbarn gestohlen und ins nächste Wirtshaus gebracht, wo ihn der Bauherr gegen „Trinkbares“ auslösen musste. Mädchen, die sich erwischen lassen, werden mit dem Kittel an den Rafen genagelt.

Öffentliche Projekte

Ein historisches Vorhaben war der Bau der Reichsautobahn, die ursprünglich über die Westseite des Attersees geplant war. Die Arbeiten begannen 1939 und wurden kriegsbedingt und wegen geologischer Probleme wieder eingestellt. Das Lager beim Wieserbauer wurde zunächst für die Bauarbeiter errichtet, dann für den Reichs-Arbeits-Dienst und als HJ-Lager zur Wehrertüchtigung verwendet. Später wurden Kriegsgefangene untergebracht. Nach dem Krieg diente es als Flüchtlingslager.

Vom Ausbau des Nußdorfer Baches 1927 und vom späteren Bau der öffentlichen Wasserversorgung ab den 1960er Jahren sind Fotografien erhalten geblieben.

Die Post - das Tor zur Welt

Das Postamt in Nußdorf wurde 1894 eröffnet und 2010 geschlossen. In den 116 Jahren seines Bestehens haben sich fundamentale Veränderungen vollzogen. War zu Beginn das Postamt gleichsam das informative Tor zur Welt, wurde sie von den Möglichkeiten der elektronischen Datenverarbeitung im 21. Jahrhundert vom Markt verdrängt.

Transport – Verkehr – Motorisierung

Wenige Errungenschaften haben das Leben der Menschen mehr verändert als die Motorisierung. Mit der Entwicklung vom Pferdefuhrwerk, zum Schiff, Motorrad, Automobil, Eisenbahn, bis zum Flugzeug wurde der erreichbare Horizont immer weiter. Nußdorfer kamen in die Welt hinaus, die Welt kam nach Nußdorf. Fremde Länder und Menschen wurden vertrauter.

Fußnoten

Quellen

  • Walter Großpointner, Nußdorf - Heimatgeschichtliche Sammlung
  • Manfred Hemetsberger, Nußdorf