Gesellschaftliches Leben

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50-jähriges Gründungsfest des Veteranenvereins 1930

Das gesellschaftliche Leben war im Attergau von der Land- und Forstwirtschaft und vor allem vom kirchlichen Jahreskreis geprägt. Eine Veränderung erfuhr das Zusammenleben durch den aufkommenden Tourismus zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Das gesellschaftliche Leben im Attergau

Ebenso wie im übrigen Österreich war bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts auch im Attergau ein großer Teil der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig. Die Beschaffung von Nahrung, Kleidung, Behausung, Werkzeug und Hilfsmittel erforderte einen hohen Einsatz an körperlicher Arbeit und nahm den Großteil der verfügbaren Zeit in Anspruch. Die „geistige Nahrung“ fand die Bevölkerung im religiösen Leben, im kirchlichen Jahreskreis, in Erzählungen, Mythen und Sagen. Öffentliche Pflichtschulen vermittelten die Kulturtechniken, Lesen, Schreiben und Rechnen sowie eine gewisse Allgemeinbildung. Eine musikalische Ausbildung wurde vorwiegend auf Initiative von Lehrkräften gepflegt und von den älteren Musikern an die jüngeren weiter vermittelt. Die gegenseitige Abhängigkeit bewirkte einen gesellschaftlichen Zusammenhalt, der in Nachbarschaftshilfe, sowie in Brauchtum und Festen seinen Ausdruck fand. Geburt und Sterben waren allgegenwärtig.

Überregionaler Handel mit Produkten aus den Dörfern und Märken des Attergaues gehörte zur Normalität.

Sommerfrische

Mit dem Beginn des Fremdenverkehrs im 19. Jahrhundert kam die Bevölkerung schon früh mit bis dahin Unbekanntem in Berührung. Im Tagebuch des Michl Wiesinger 1830 - 1895 steht vermerkt: „Welt Ausstellung in Wien war ich und der Gruber, Resch, Domibauer, Winterleittner in der Fronleichnams Wochen 1873“.

Bereits vor 1900 mieteten sich während der Sommermonate erholungssuchende „Sommerfrischler“ in die Gasthöfe und Bauernhäuser ein. Überwiegend gutsituierte Wiener Familien kamen mitsamt ihrem Bedienungspersonal in die Orte um den Attersee. Darunter namhafte Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Wirtschaft. Die Sommerfrischlerfamilien waren den Sommer über fester Teil der Dorfgemeinschaft. Gemeinsam wurden Sommerfeste veranstaltet und von einer Plätte imposante Feuerwerke in den nächtlichen Atterseehimmel gezeichnet, die über dem ganzen See zu sehen waren.

In den Jahren nach 1945 erlangte der Fremdenverkehr eine über den ursprünglichen Sinn hinausgehende Bedeutung. Durch Kriegsschäden obdachlos gewordene Familien übersiedelten in ihre Ferienwohnungen. Für die Einheimischen wurden aus Sommerfrischlern Mitbürger. Dazu kamen Heimatvertriebene aus Ost- und Südeuropa, teils mitsamt ihren Pferdegespannen in die Attergaugemeinden. Die Heuböden der Bauernhöfe und die Kammern der Knechte und Mägde dienten als Unterkünfte. In die Barackenlager für Kriegsgefangene zogen Flüchtlingsfamilien ein. Der Artikel Nußdorf - Notquartier und Aufbruch versucht, dieses ungewöhnliche Stück Zeitgeschichte nachzuvollziehen.

Brauchtum - Vereine - Geselligkeit

Das Brauchtum hat im Attergau viele Erscheinungsformen, auf die im AtterWiki mit eigenen Artikeln eingegangen wird, wie Brauchtum im Jahreskreis, Bräuche beim Hausbau, Fronleichnamsfest, Heiliges Grab, Segenszeichen der Bauern, Totenbräuche, Hochzeitsbräuche im Attergau. Die religiösen Feste werden traditionell mit großer Anteilnahme der Bevölkerung begangen. Das kulturelle Leben wird überwiegend im kirchlichen Rahmen und von den verschiedenen Vereinen, Gruppierungen und im Zuge von bäuerlichen und handwerklichen Bräuchen getragen. Gesellige Treffpunkte sind Gasthäuser und Vereinslokale. Der Fasching ist Anlass für Bälle und Umzüge. Ebenso das Maibaumsetzen alljährlich am Vorabend des 1. Mai.

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Rang & Namen

Maria Jeritza - Die Primadonna assoluta
Emilie Flöge und Gustav Klimt im Garten Oleander

Der Attersee und der Attergau haben schon sehr früh eine Anziehungskraft auf Prominente ausgeübt. Fand sich die Aristokratie vornehmlich rund um die kaiserliche Sommerresidenz Bad Ischl zusammen, so errichtete sich der Geldadel seine Sommervillen häufig am Attersee. Mit ihnen trat auch die Kunst- und Kulturszene in Erscheinung. Im AtterWiki sind unter der „Kategorie: Villen“ deren Geschichte und Erbauer in eigenen Artikeln beschrieben.

Auf landwirtschaftlich minderwertig angesehenen Seeufergrundstücken wurden die ersten Ferienhäuser und Villen errichtet. Der kaiserliche Diplomat Eugen Freiherr von Ransonnet-Villez (* 1838 Wien, † 1926 Nußdorf am Attersee) war ein Pionier des örtlichen Fremdenverkehrs. Er war der Gründer des Union-Yacht-Club Attersee, des ältesten Segelclubs Österreichs, und Initiator zahlreicher Tourismuseinrichtungen. Der Ransonnet-Themenweg in Nußdorf vermittelt einen Eindruck von seinem Leben und seinem vielseitigen Wirken.

Der Armenarzt Viktor Adler, der am Parteitag vom 30. Dezember 1888 bis zum 1. Jänner 1889 im niederösterreichischen Hainfeld die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) gründete, verbrachte viele Sommerferien in Parschallen. Seine Frau Emma Adler (1858-1935) saß dem Maler Emanuel Oberhauser für ein Marienbild in der Pfarrkirche Nußdorf Modell. Dieses Bild wurde 1989 anlässlich des 100-jährigen Bestehens der SPÖ in Wien ausgestellt.

Ab den 1960er Jahren erlebte der Tourismus einen enormen Aufschwung und mit ihm kamen auch prominente Persönlichkeiten an den Attersee. Unter anderen erwarben der UNO-Generalsekretär, Außenminister und Bundespräsident Dr. Kurt Waldheim und der erfolgreiche Zeitungsverleger Hans Dichand in Parschallen ihre Sommersitze direkt am See. Der "Kanzler der deutschen Einheit" Helmut Kohl und weitere Politiker aus aller Welt waren regelmäßige Besucher bei der Familie Waldheim. In den 1960er und 1970er Jahren verbrachte der Eiskunstläufer Karl Schäfer die Sommerferien in seinem Haus in Parschallen. Er gewann von 1929 bis 1936 sieben Weltmeistertitel und acht Europameistertitel in Folge. Olympiasieger wurde Schäfer 1932 in Lake Placid und 1936 in Garmisch-Partenkirchen.

Unter der „Kategorie: Künstler“ werden im AtterWiki Kunstschaffende in eigenen Artikeln beschrieben, die im Attergau geboren wurden oder hier gelebt und gewirkt haben. Darüber hinaus sei an die Schauspielerin Lotte Medelsky, die Schriftsteller Dora Stockert-Meynert, Fritz Stüber-Gunther und Heinz Konsalik erinnert. Konsalik (* 28. Mai 1921 in Köln, † 2. Oktober 1999 in Salzburg) erwarb in Aichereben hoch über dem Attersee ein Haus. Er war mit 155 Romanen und einer Weltauflage von über 83 Millionen einer der kommerziell erfolgreichsten deutschen Schriftsteller.

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Quellen

  • Walter Großpointner, Nußdorf - Heimatgeschichtliche Sammlung
  • Manfred Hemetsberger, Nußdorf
  • Krauthäupl Musi, Fotograf Peter Wurm
  • Johann Rauchenzauner