Nußdorfer Sommerfrische ab 1870: Unterschied zwischen den Versionen
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Nicht wenige Urlauberfamilien entwickeln | Nicht wenige Urlauberfamilien entwickeln dauerhafte Bindungen zu Nußdorf. Sie erwerben hier Grund und Boden oder mieten sich langfristig ein bzw. verbringen hier den Lebensabend. Es entstanden einige Villenbauten am See wie die Latzel-Villa, die bei einem späteren Umbau den klassizistischen Schlosscharakter erhielt oder die Ransonnet-Villa, welche 1873 von Eugen Freiherr von Ransonnet-Villez (1838–1926) erbaut wurde. Dessen Tochter, Eugenie, vermachte den Besitz der Diözese Linz als Erholungsheim des Priesterseminars. Nach gründlichen Adaptierungen wird es als Seminarhotel "Grafengut" genützt. | ||
Neben den, in die Ortschaften eingebetteten Ferienhäusern, entstanden auch Ferienhaussiedlungen wie zB der Ortsteil Gmaured. Am Ortsrand von Nußdorf wurden Wohnblocks mit einer größeren Anzahl von Wohnungen errichtet. Die Nutzung ändert sich im Lauf der Jahre, aus Ferienwohnungen werden Dauerwohnungen, ehemalige Hauptwohnsitze werden zu Feriendomizilen. | |||
Der Artikel [[Nußdorf - Notquartier und Aufbruch]] schildert einen ungewöhnlichen Aspekt des Fremdenverkehrs in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, als die Ferienwohnungen und auch das Barackenlager unterhalb des Wieserbauernhofes als Notquartiere dienen mussten. | |||
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Bild: BrennerVilla1913.jpg|Die Brenner-Villa 1913 – Prim. Dr. Alexander Brenner war erster Ärztekammerpräsident Oberösterreichs. | Bild: BrennerVilla1913.jpg|Die Brenner-Villa 1913 – Prim. Dr. Alexander Brenner war erster Ärztekammerpräsident Oberösterreichs. |
Version vom 26. August 2014, 15:30 Uhr
Dieser Artikel schildert die Entwicklung des Fremdenverkehrs in Nußdorf anhand von Fotografien und Erinnerungen.
Die Anfänge
Landschaftliche Reize alleine bewogen im 19. Jahrhundert nur wenige Menschen dazu weite Reisen zu unternehmen. Gesundheitliche Beweggründe vermochten das schon eher. So lockte Ischl, das Zentrum des Salzkammergutes, mit seinem Sole-Heilbad bereits 1822 die ersten Kurgäste an. Der Salinenphysikus Dr. Josef Götz, erprobte bereits seit 1807 die Wirkung von Solebädern an erkrankten Salinenarbeitern. In der Folge war von 1849 bis 1914 Ischl die kaiserliche Sommerresidenz der Habsburger und erlangte als Kurort europäische Bedeutung. Dieser gesellschaftliche Glanz wirkte sich bis an den Attersee aus und so errichtete der kaiserliche Diplomat Eugen Freiherr von Ransonnet-Villez 1871 die erste Ferienvilla in Nußdorf am Attersee. Vom touristischen Potential des Attersees überzeugt, gründete er den Nußdorfer Verschönerungsverein sowie den Union-Yacht-Club Attersee als ältesten Segelclub Österreichs, und war Initiator zahlreicher Tourismuseinrichtungen. Der Ransonnet-Themenweg in Nußdorf vermittelt einen Eindruck von seinem Leben und Wirken.
Die 1870er Jahre können als Beginn des Fremdenverkehrs in Nußdorf gesehen werden. Die Bevölkerung kam mit bis dahin Unbekanntem in Berührung und reagierte sehr aufgeschlossen. Im Tagebuch des Michl Wiesinger 1830 - 1895 steht vermerkt: „Welt Ausstellung in Wien war ich und der Gruber, Resch, Domibauer, Winterleittner in der Fronleichnams Wochen 1873“.
In einem Illustrierten Wegweiser durch Kurorte, Sommerfrischen und Hotels aus dem Jahre 1908 steht über Nußdorf am Attersee zu lesen: Lieblicher Ort am Westufer des Atter- oder Kammersees. Mit der Station Kammer Dampfschiffverbindung (K-80); zu Fuß ist Kammer in 2 Stunden hübscher Wanderung auf der Straße längs des Sees über Attersee, Buchberg und Seewalchen zu erreichen. Der am Fuße des bewaldeten Roßmoos unmittelbar am Nadelwald gelegene Ort besitzt alle Lebensmittelhändler; zu den Wohnungen gehört je eine Badekabine am See. Quellenleitung, elektrische Beleuchtung, Verschönerungsverein, Dilettantentheater, Seefeste. Prächtige, reine Gebirgs- und erfrischende Seeluft; gegen Westen geschützte Lage. Schöne Wanderpromenaden mit Ruhebänken, Ausflüge nach Aufham, auf den Roßmoos (1 Stunde), nach Wienerroith (dreiviertel Stunden), auf den Schafberg, auf den Hollerberg. Die Dampferfahrt auf dem See bietet Gelegenheit zum Besuch der reizenden Uferorte.
Die ersten Fotografien, die Nußdorf als Ferienort zeigen, wurden fast ausschließlich von Sommergästen gemacht. Walter Großpointner sammelte, ordnete und beschrieb die verschiedenen Aufnahmen und schuf damit über Jahrzehnte hinweg ein wertvolles Zeitdokument. In den Artikeln Nußdorfer Dorfleben 1860-1960 und Nußdorfer Häuser ab 1890 wird ebenfalls auf touristische Aspekte eingegangen. Die Artikel, Ansichtskarten, Alte Ansichtskarten, und Ansichtskarten von Josef Voglmayr zeigen alte Bilder des Attergaues und deren Geschichte.
Die Herrschaften kommen
Überwiegend gutsituierte Wiener Familien kamen mitsamt ihrem Hauspersonal nach Nussdorf und mieteten sich in Gasthöfen, Bauernhäusern und Privatquartieren ein. Darunter namhafte Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Wirtschaft. Zum Beispiel der Armenarzt Viktor Adler, der 1889 die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) gründete. Seine Frau Emma (1858-1935) diente dem Maler Emanuel Oberhauser für ein Marienbild als Modell. Dieses Bild aus der Pfarrkirche Nußdorf war anlässlich des 100-jährigen Bestehens der SPÖ in Wien ausgestellt.
Die Feriengäste reisten mit der k.k. privilegierten Kaiserin-Elisabeth-Bahn, der heutigen Westbahn an. Über Vöcklabruck führte der Kammerer Hansl, der am 30. April 1882 eröffnet wurde, nach Kammer. Mit dem Schiff konnten die Gäste alle Orte um den Attersee erreichen. Mit den wohlhabenden Gästen kamen auch viele Künstler in die Orte rund um den Attersee, die in eigenen Artikeln beschrieben sind. Beispielhaft im Portal Klimt am Attersee wird dessen Wirken und der Bezug zum Attersee geschildert und weitere im Artikel, Künstlerweg am Attersee.
Ab 14. Jänner 1913 war der Attersee auch über Vöcklamarkt mit der Lokalbahn Vöcklamarkt-Attersee erreichbar. Mit Sack und Pack wurden die Gäste vom Lokalbahnhof Attersee oder von der Schiffanlegestelle in Nußdorf mit dem Pferdefuhrwerk oder einfach mit dem Radlbock abgeholt. Die Attersee-Schifffahrt leistete den wichtigsten Zubringerdienst, da erst 1874 die erste geschotterte Straße rund um den Attersee angelegt wurde.
Tourismus und Weltoffenheit
Die Welt sieht Nußdorf, Nußdorfer sehen die Welt, Fremdes wird vertraut. Mit dem aufblühenden Tourismus, der in den 1970er Jahren seinen Höhepunkt erreichte, entstanden auf einigen Wiesen und Feldern am Seeufer große Campingplätze. Pensionen, Fremdenzimmer und Ferienwohnungen wurden gebaut, Hotels und Gasthöfe erweitert. Seit der Jahrtausendwende gibt es kaum mehr bewirtschaftete Bauernhöfe im Dorfgebiet von Nußdorf. Wo früher Heu und Stroh lagerten, wurden Gästezimmer und Ferienwohnungen eingebaut. Viele Wiesen und Felder sind verpachtet oder wurden als Bauland verkauft. Ein Golfplatz [1] ist zwischen Nußdorf und Attersee entstanden. Die Besitzer der stattlichen Höfe verdienen sich ihren Lebensunterhalt in anderen Berufen. Trotzdem ist ein gewisser gesellschaftlicher Zusammenhalt geblieben, wie die aktiven Vereine und die gemeinsamen Feste und Veranstaltungen zeigen. Die alljährlichen Gästeehrungen für jahrzehntelange Treue bestätigen trotz mancher Schattenseiten des Massentourismus der 1960er und 1970er Jahre, dauerhafte persönliche Bindungen an den Urlaubsort Nußdorf.
Nußdorfer Jugend beim Motorradausflug 1936
Gesellschaft - Unterhaltung
Nicht nur zur eigenen Unterhaltung, sondern auch zur musikalischen Umrahmung von Festen und Veranstaltungen wurde bereits 1852 eine Musikkapelle gegründet. Schauspielerisch begabte Nußdorfer führten Theaterstücke nach bayerischen Vorbildern auf. Alljährlich wurden Sommerfeste organisiert. Von einer Plätte vor dem Nußdorfer Landungsplatz wurden imposante Feuerwerke in den nächtlichen Atterseehimmel gezeichnet, die über dem ganzen See zu sehen waren. Die „Sommerfrischler“ waren in die Dorfgemeinschaft eng integriert und beteiligten sich aktiv an Festen und Veranstaltungen.
Neben dem bäuerlichen Hausgetränk Most durfte Bier beim geselligen Zusammensein nicht fehlen. Der Name Bräugasthof [2], heute Aichinger, bezeugt die Tradition des Bierbrauens bis ins 20. Jahrhundert hinein. Um im Sommer ein kühles Bier servieren zu können, wurden große Keller mit Eis befüllt, das im Winter auf wasserberieselten Holzgestellen, den sogenannten Eismaschinen, erzeugt werden musste.
Nach 1945 kam ein Wanderkino nach Nußdorf und es gab wöchentlich Filmvorführungen im Saal des Bräugasthofes. In den 1960er Jahren gab es eine Veranstaltungshalle, in welcher Heimatabende stattfanden und Showbands auftraten. Über Jahrzehnte ist die „American Bar“ Treffpunkt der Promi-Szene. Mehrere Gastronomiebetriebe bieten Unterhaltung und gastronomische Versorgung.
Das Dilettanten-Theater im Bräu-Saal 1931
Die neu formierte Musikkapelle gibt 1946 ein Osterkonzert auf der Bräu-Terrasse
Die Musikkapelle Nußdorf um 1950
Badevergnügen
Für die meisten Gäste ist wohl das Baden im See das Hauptmotiv an den Attersee zu kommen. An den Seeufern und auf Piloten über dem Wasser wurden Steganlagen, Umkleidekabinen und Bootshäuser errichtet. Für die Vermieter ohne eigenen Badeplatz errichtete der Verschönerungsverein die sogenannten Verschönerungshütten auf öffentlichen Seeplätzen. Die kommunalen Holzlagerplätze am Seeufer bieten sich für öffentliche Badeplätze an.
Tauchen
Eugen Freiherr von Ransonnets besondere Beziehung zum Wasser hat unzählige Nachahmer gefunden. Internationales Aufsehen fanden seine Bilder, die er bereits vor 1900 in einer Taucherglocke sitzend unter Wasser malte. Ein Nachbau von Ransonnets Taucherglocke ist im Naturhistorischen Museum in Wien ausgestellt. Seine handgemalten Bilder von den Korallenriffen des Roten Meeres und des Indischen Ozeans motivierten später Hans Hass [3], Jacques-Yves Cousteau [4] und viele andere, die überwältigende Schönheit unter dem Meeresspiegel mit der Filmkamera der breiten Öffentlichkeit nahe zu bringen. Am Attersee ist der Tauchsport zu einem wichtigen Tourismuszweig geworden.
Segeln und Rudern
Eugen von Ransonnet war begeisterter Segler und gründete den Union-Yacht-Club Attersee. Aus bescheidenen Anfängen entwickelte sich ein Massensport in den unterschiedlichsten Ausprägungen vom historischen K. u. k. Yachtgeschwader bis zum Kitesurfen für körperlich Durchtrainierte. Der gleichmäßige Rosenwind bei Schönwetter macht den Attersee zu einem der beliebtesten Segelreviere Österreichs. Internationale Regatten werden ausgetragen. Die Weltmeisterschaft der olympischen Flying Dutchman Klasse im Jahr 1957, bei der eine ganze Woche lang traumhafter Rosenwind herrschte, ist legendär geblieben.
Fischen
Der Attersee ist seit jeher ein beliebtes Fischer-Revier. Schon die Salzburger Erzbischöfe sicherten sich in Burgau, das zur Salzburger Gemeinde St. Gilgen gehört, einen Zugang zum fischreichen Attersee. Berufsfischer versorgen die regionale Gastronomie, Hobbyfischer besorgen sich Fischerlaubniskarten um zu den Spezialitäten des Attersees zu kommen.
Wandern
Von den Eindrücken der Landschaft rund um den Attersee waren Künstler seit jeher fasziniert. Gustav Mahler beschreibt sie musikalisch, Franz Karl Ginzkey literarisch, Gustav Klimt, Matthias Zerlacher, Sigmund Walter Hampel, Emanuel Oberhauser, Hubert Lechner, Christian Ludwig Attersee und viele weitere auf ihren Gemälden. Der Attersee ist von einem Kranz überwältigender Aussichtspunkte umgeben, von denen einige in Nußdorf liegen. Das Panorama reicht von den Salzburger Bergen über den Schafberg, das Höllengebirge, den Traunstein und an klaren Tagen bis über die Donau hinaus ins Mühlviertel. Die Schindelbaumstube mit seinen beiden Holzknechtmarterln ist ein lohnendes Wanderziel. Der Artikel Wandern in Nußdorf-Umgebung beschreibt beliebte Wanderwege anhand eines kunstvoll illustrierten Wanderführers, der heruntergeladen und ausgedruckt werden kann.
Das Pfarrer Salettl oberhalb von Nußdorf, hier 1934, ist heute das Ziel des Wildholzweges mit Blick über den Attersee
Urlaub am Bauernhof
Der Urlaub am Bauernhof hat in Nußdorf von Beginn des Fremdenverkehrs an Tradition. Die Gäste helfen bei der Arbeit im Stall, auf den Wiesen und Feldern. Für die Kinder ist der Umgang mit den Tieren am Hof ein Erlebnis.
Gast – Freundschaft
Durch die Möglichkeit, das karge Einkommen aufzubessern, hat Gastfreundschaft in sehr wertschätzender bis freundschaftlicher Form hohen Stellenwert. Sowohl bei den Erwachsenen, als auch unter den Kindern wurden Beziehungen nicht nur zwischen Einheimischen und Gästen, sondern auch zwischen den Gästen untereinander gepflegt. Nach und nach erlauben die Einnahmen auch Investitionen in die Verbesserung der Ausstattung.
Ein Beispiel davon findet sich im TRAPPKOCHBUCH [5], das neben Kochrezepten auch die Lebensgeschichte der Johanna Raudaschl, der späteren Bäuerin am Niedermayrhof in Nußdorf beschreibt. So wurde im Gasthof Wiesinger, heute Ragginger, um 1918 ein Klosett mit Wasserspülung eingebaut. Der damalige Kochlehrling Johanna Raudaschl war für das jederzeitige Funktionieren des WC verantwortlich und musste das Spülwasser mit Kübeln in den Vorratsbehälter auf den Dachboden schleppen.
Viele Familien wählten Nußdorf zu ihrer zweiten Heimat. Auf landwirtschaftlich minderwertig angesehenen Seeufergrundstücken wurden Ferienhäuser errichtet. Nach 1945 verbrachten unter anderem der UNO-Generalsekretär, Außenminister und Bundespräsident Dr. Kurt Waldheim und der Verleger Hans Dichand ihre Ferien in Nußdorf. Der "Kanzler der deutschen Einheit" Helmut Kohl und Politiker aus aller Welt waren regelmäßige Besucher bei der Familie Waldheim.
Mittlerweile gibt es bereits mehr Zweit-, als Dauerwohnsitze. Alte Strukturen veränderten sich grundlegend, doch werden die Gäste und Zweitwohnsitzer nach wie vor und überwiegend als Bereicherung empfunden.
Kindheitserinnerungen
„Ich verbrachte schon als Kind die Ferien mit meinen Eltern am Attersee.“ Diesen Satz kann man oft von Menschen hören, die immer wieder kommen. Aus Kindheitserlebnissen wird nicht selten eine Freundschaft fürs Leben. Die Gästeehrungen für jahrzehntelange Treue als Urlauber in Nußdorf sprechen für sich.
Zweite Heimat
Nicht wenige Urlauberfamilien entwickeln dauerhafte Bindungen zu Nußdorf. Sie erwerben hier Grund und Boden oder mieten sich langfristig ein bzw. verbringen hier den Lebensabend. Es entstanden einige Villenbauten am See wie die Latzel-Villa, die bei einem späteren Umbau den klassizistischen Schlosscharakter erhielt oder die Ransonnet-Villa, welche 1873 von Eugen Freiherr von Ransonnet-Villez (1838–1926) erbaut wurde. Dessen Tochter, Eugenie, vermachte den Besitz der Diözese Linz als Erholungsheim des Priesterseminars. Nach gründlichen Adaptierungen wird es als Seminarhotel "Grafengut" genützt.
Neben den, in die Ortschaften eingebetteten Ferienhäusern, entstanden auch Ferienhaussiedlungen wie zB der Ortsteil Gmaured. Am Ortsrand von Nußdorf wurden Wohnblocks mit einer größeren Anzahl von Wohnungen errichtet. Die Nutzung ändert sich im Lauf der Jahre, aus Ferienwohnungen werden Dauerwohnungen, ehemalige Hauptwohnsitze werden zu Feriendomizilen.
Der Artikel Nußdorf - Notquartier und Aufbruch schildert einen ungewöhnlichen Aspekt des Fremdenverkehrs in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, als die Ferienwohnungen und auch das Barackenlager unterhalb des Wieserbauernhofes als Notquartiere dienen mussten.
Gäste im Ledererhaus - 1915
Von der Front in die Ferien nach Nußdorf - 1914
Fronturlauber bei seinem kleinen Kind in Nußdorf - 1915
Die Post - das Tor zur Welt
Das Postamt in Nußdorf war für Einheimische und Gäste die Verbindung zur Aussenwelt. Es wurde 1894 eröffnet und 2010 geschlossen. In den 116 Jahren seines Bestehens haben sich fundamentale Veränderungen in der Kommunikation vom handgeschriebenen Brief zum Handy und zum Internet vollzogen.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde es üblich, von einer Reise oder dem Ort, wo man auf Sommerfrische weilte, eine Grußkarte zu schicken. Im Artikel Ansichtskarten sind diese internationalen Botschafter der Sommerfrische eingehend beschrieben. Von der Erfindung der Bildkarte bis zu den verschiedenen Herstellungsverfahren kann man die Entwicklungsgeschichte der Postkarten nachvollziehen. Der Artikel, Alte Ansichtskarten zeigt Lithographien, Photochromiebilder und Echtfotokarten des Attergaues und schildert deren Geschichte. Im Artikel, Ansichtskarten von Josef Voglmayr wird ein besonders aktiver Fotograf und Verleger aus dem Attergau und viele seiner Ansichtskarten beschrieben.
Tourismus als öffentliches Anliegen
Der Tourismus ist ein wichtiger Devisenbringer und löst nicht nur private, sondern auch umfangreiche öffentliche Investitionen aus. Die Wasserversorgung und die Müll- und Abwasserentsorgung muss mit der raschen Bautätigkeit und den steigenden Ansprüchen mithalten. Die Kapazitäten müssen für die Leistungsspitzen weniger Wochen im Sommer ausgelegt sein und künftige Entwicklungen berücksichtigen. Die Errichtung des Ringkanals am Grund des Attersees in den 1970er Jahren war ein Projekt, das die Ausmaße alles bisher Dagewesenen übertraf. Der Mut und Weitblick von Politik und Verwaltung verdient aus heutiger Sicht besondere Anerkennung.
Zimmerleute beim Stegbau am See 1950
Das Ortsbild im Wandel der Zeit
Das sogenannte Deutsche Wirtschaftswunder löste ab den 1960er Jahren einen beispiellosen Tourismusboom aus. Pensionen, Fremdenzimmer und Ferienwohnungen wurden gebaut, Hotels und Gasthöfe erweitert. Auf einigen Wiesen und Feldern am Seeufer entstanden große Campingplätze. Seit der Jahrtausendwende gibt es kaum mehr bewirtschaftete Bauernhöfe im Dorfgebiet von Nußdorf. Viele Grundstücke sind verpachtet oder wurden als Bauland für Ferienhäuser verkauft.
Ein 18-Loch Golfplatz ist zwischen Nußdorf und Attersee entstanden und ermöglicht den Tourismusbetrieben eine Ausweitung der Saison und des Angebotes. Diese Entwicklung hat nicht nur die gesellschaftliche Struktur, sondern auch das Ortsbild gravierend verändert. Die Anzahl der Zweitwohnsitze, Ferienwohnungen und Dauercamper übersteigt die Wohnsitze der einheimischen Bevölkerung.
Fußnoten
- ↑ siehe Golfplatz am Attersee Westufer
- ↑ siehe Bräugasthof
- ↑ siehe Hans Hass
- ↑ siehe Jacques-Yves Cousteau
- ↑ siehe DAS TRAPPKOCHBUCH
Quellen
- Sammlung Walter Großpointner, Nußdorf
- Sammlung Aichinger, Nußdorf
- Manfred Hemetsberger, Nußdorf